Steuervermeidung Die Tricks der Superreichen und Konzerne
Apple tut es, Google tut es, und viele reiche Privatleute können es auch: Sie alle nutzen Steuerschlupflöcher, um möglichst wenig Geld an den Fiskus abzuführen. Den Staaten entgehen so jedes Jahr Billionen Euro. Beim EU-Gipfel in Brüssel will die Politik gegensteuern, zumindest ein bisschen.
Hamburg - Der Kampf gegen die Steuerflucht ist gerade groß in Mode: In Washington knöpften sich die Kongressabgeordneten am Dienstag Apple-Chef Tim Cook vor, weil der Konzern Schlupflöcher ausnutzt, um seine Steuerlast zu minimieren. Und in Brüssel beraten am Mittwoch die EU-Staats- und Regierungschefs über eine Verschärfung der Zinsbesteuerung. "Wir können uns weder Toleranz noch Nachlässigkeit leisten", kündigte Ratspräsident Herman Van Rompuy schon im Vorfeld an.
Geht es nach den offiziellen Beteuerungen, dann droht den Steuertricksern dieser Welt der Garaus. Den Unternehmen, die ihre Gewinne so lange über den Erdball verschieben, bis sie fast keine Abgaben mehr zahlen - und den reichen Privatleuten, die ihr Geld ins Ausland schaffen, um es dort steueroptimiert für sich arbeiten zu lassen.
Doch so groß die Ankündigungen auch klingen: Bisher ist wenig geschehen - und wenn überhaupt, dann wird sich nur sehr langsam etwas ändern. Wie groß das Problem ist, zeigen ein paar einfache Daten und Fakten:
- Allein in der EU gehen den öffentlichen Kassen laut Schätzungen jedes Jahr eine Billion Euro durch Steuervermeidung verloren.
- Ein Großteil des Geldes dürfte in Steueroasen liegen. Die Britischen Jungferninseln etwa haben gerade mal rund 30.000 Einwohner, aber sie waren laut OECD im Jahr 2010 der zweitgrößte ausländische Investor in China. Der wichtigste Geldgeber in Indien war demnach die Steueroase Mauritius. Das meiste ausländische Kapital in Russland stammte aus Zypern.
- Doch man muss gar nicht so weit schweifen, auch in Deutschland lässt sich tricksen. Laut einer Studie von Berliner Ökonomen ist die durchschnittliche Steuerbelastung der Superreichen hierzulande seit den neunziger Jahren um rund ein Drittel gesunken. Ein Grund für den rasanten Rückgang: neue Steuerschlupflöcher.
Wie schaffen es die Konzerne und die Superreichen immer wieder, ihre Steuern zu minimieren? SPIEGEL ONLINE zeigt die beliebtesten Tricks - die meisten davon sind völlig legal.
- 1. Teil: Die Tricks der Superreichen und Konzerne
- 2. Teil: Abrakadabra - und weg war der Gewinn
- 3. Teil: Private Equity - Finanzinvestor im Steuerparadies
- 4. Teil: Stiften für die Gemeinschaft - und ein bisschen für mich selbst
- 5. Teil: Ausländische Trusts - viel Vertrauen, wenig Transparenz
- 6. Teil: Cash-GmbH - alles für die Firma