Studie Depression kostet Deutschland 22 Milliarden pro Jahr
Jeder zwanzigste Deutsche leidet an einer Depression. In den meisten Unternehmen ist die Krankheit aber immer noch ein Tabuthema. Dabei verursacht sie laut einer Studie Milliardenkosten - vor allem durch Arbeitnehmer, die ihr Leiden unterdrücken.
München - Im Jahr 2030 wird die Depression die häufigste Krankheit in Industrieländern sein. Davon geht jedenfalls die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus. Bereits heute sorgen psychische Erkrankungen für Kosten in Höhe von bis zu 22 Milliarden Euro. Diese Zahl nennt ein Report der Versicherung Allianz und des Rheinisch Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI).
"Damit werden psychische Belastungen, Burnout und Depressionen zu einem Kostenfaktor, der nicht mehr einfach ignoriert werden kann", sagt Christian Molt, Vorstandsmitglied der Allianz. Auch sein Unternehmen verzeichne erhebliche Kostensteigerungen bei den psychischen Krankheiten.
Die direkten Kosten von Behandlungen und Leistungen für Frührentner sind laut der Studie zwischen 2002 und 2008 um ein Drittel gestiegen - auf nun 5,2 Milliarden Euro. Die indirekten Kosten fallen mit bis zu 16,7 Milliarden Euro noch deutlich höher aus. Den größten Posten von 9,3 Milliarden Euro macht dabei die verminderte Produktivität aus, wenn depressive Menschen zur Arbeit gehen, statt zu Hause zu bleiben und sich behandeln zu lassen.
Immer noch ein Tabuthema
Die Unternehmen seien nicht ausreichend auf die wachsende Zahl von Arbeitnehmern vorbereitet, die an psychischen Störungen leiden. Dabei kommt den Arbeitgebern eine besondere Rolle zu: "Noch immer ist die Prävention psychischer Erkrankungen in den meisten Unternehmen ein Tabuthema", sagt Ruth Stock-Homburg von der Technischen Universität Darmstadt.
Die Depression dürfe nicht länger tabuisiert und stigmatisiert werden, fordert Allianz-Vorstand Molt. "Wir wollen, dass Depression als das verstanden wird, was sie ist - eine ernstzunehmende Krankheit." Die Autoren verweisen auf Studien, wonach nur bei 30 Prozent der betroffenen Patienten die Krankheit erkannt wird. Adäquat behandelt würden dann sogar weniger als zehn Prozent.
"Insgesamt wird die Depression viel zu oft nicht oder zu spät erkannt und somit nicht oder zu spät behandelt", sagt Florian Holsboer vom Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie. Er beklagt auch einen Mangel an Psychiatern. Derzeit würden diese nur noch jede zehnte Einweisung in psychiatrische Kliniken veranlassen.
cte