Sozialhilfe Mehr Menschen erhalten Hilfe zum Lebensunterhalt
Die neue Statistik ist bemerkenswert: Seit der Sozialreform 2005 erhielten im vergangenen Jahr mehr Menschen denn je Hilfe zum Lebensunterhalt. Die meisten Empfänger dieser Leistung leben in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.
Wiesbaden - Wer arm ist und nicht alleine durch den Alltag kommt, kann sich auf Unterstützung vom Staat verlassen. 25 Milliarden Euro hat die Bundesrepublik 2013 an Sozialhilfe gezahlt, jeder Sechste in Deutschland gilt als armutsgefährdet. Parallel wächst die Gruppe jener Menschen, die Hilfe zum Lebensunterhalt bekommen: Mit 370.300 Leistungsempfängern stieg deren Zahl um 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Das ist der höchste Wert seit der Sozialreform im Jahr 2005. Seitdem wuchs die Gruppe der Menschen, die Hilfe zum Lebensunterhalt erhielten, um ein gutes Drittel. Am Jahresende 2013 waren laut der neuen Statistik rund fünf von 1000 Einwohnern auf Sozialhilfe angewiesen.
"Das ist eine sehr kleine Gruppe", befand laut Nachrichtenagentur dpa der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Ulrich Schneider. Daher könne es leicht zu einem so starken Anstieg kommen. Allerdings: "Das ist auch ein Fingerzeig dafür, dass wir dringend Verbesserungen bei der Pflegeversicherung brauchen, gerade im stationären Bereich. Da haben wir heute bereits jeden zweiten Bewohner in der Sozialhilfe", sagte Schneider.
Im bundesweiten Vergleich bezogen mit jeweils sieben Personen je 1000 Einwohner am häufigsten Menschen in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen Anhalt Hilfe zum Lebensunterhalt. Am niedrigsten lag diese Quote in Baden-Württemberg, hier sie bei einer Person je 1000 Einwohner.
Die Hilfe zum Lebensunterhalt ist eine Leistung der Sozialhilfe, sie wird hauptsächlich an pflegebedürftige, behinderte oder dauerhaft kranke Menschen gezahlt. Zwei Drittel der Bezieher leben in Alten-, Pflege- und Behindertenwohnheimen. Außerdem können vorübergehend Erwerbsunfähige die Leistung bekommen sowie längerfristig Erkrankte und Vorruheständler mit niedriger Rente.
Nach der Arbeitsmarkt- und Sozialreform fielen im Jahr 2005 mehr als 2,6 Millionen Menschen aus der Lebensunterhaltshilfe heraus und bekamen Hartz IV. Seit der neuen Form der Berechnung ist die Zahl der Empfänger um mehr als ein Drittel gestiegen, wie in der Grafik ersichtlich.
bos/ply/dpa