Kapitallücke Barclays braucht 5,8 Milliarden Pfund vom Finanzmarkt
Die britische Großbank Barclays will mit einer Kapitalerhöhung in Höhe von 5,8 Milliarden Pfund einen Teil ihrer Sieben-Milliarden-Pfund-Finanzlücke stopfen. Barclays-Chef Antony Jenkins will die Kapitalquote zudem mit Spartenverkäufen und der Verringerung von Risiken erhöhen.
London - Sieben Milliarden Pfund groß ist die Kapitallücke, die die britische Finanzaufsicht PRA jüngst bei der Großbank Barclays festgestellt hat - jetzt reagiert die Bank. Mit milliardenschweren Kapitalmaßnahmen will Barclays-Chef Antony Jenkins das Loch stopfen. Eine Kapitalerhöhung soll 5,8 Milliarden Pfund, umgerechnet 6,7 Milliarden Euro, einbringen, teilte die Bank am Dienstag mit. "Nachdem wir alle Optionen gründlich geprüft haben, haben wir uns dazu entschieden, schnell und bestimmt zu reagieren", sagte Jenkins.
Die Aktionäre haben demnach das Recht, für vier alte Anteilsscheine eine neue Aktie für 185 Pence zu beziehen. Das entspricht einem deutlichen Abschlag von rund 40 Prozent auf den Schlusskurs von Montagabend. Damit ihre Beteiligungen nicht verwässert werden, sollen Altaktionäre zuerst ein Kaufrecht bekommen. Zudem ist der Verkauf von Wandelanleihen im Volumen von zwei Milliarden Pfund vorgesehen. Für Jenkins ist die Kapitalerhöhung bisher der größte Rückschlag, seit dem er Ende August 2012 die Führung der Bank übernommen hat.
Barclays und andere europäische Banken müssen auf Druck der Aufsichtsbehörden ihre Puffer verstärken. Die schärferen Eigenkapitalregeln sollen verhindern, dass die Institute erneut in Schieflage geraten und mit Steuergeldern gerettet werden müssen. Im Juni hatten die Aufseher auf der Insel bei fünf großen Banken von einer Finanzlücke von insgesamt 27 Milliarden Pfund gesprochen. Neben Barclays waren vor allem die Royal Bank of Scotland und Lloyds betroffen. Die Regierung in London hatte in der Finanzkrise mehrere Banken mit insgesamt 66 Milliarden Pfund auffangen müssen. Das lastet noch heute auf dem Staatshaushalt.
Barclays
teilte zudem mit, im ersten Halbjahr 2013 auf einen um Sondereffekte bereinigten Vorsteuergewinn von knapp 3,6 Milliarden Pfund gekommen zu sein. Das entspricht einem Rückgang von 17 Prozent. Das Management betonte, angesichts des Geschäftsumfelds vorsichtig zu bleiben. Das Unternehmen legte weitere zwei Milliarden Pfund für mehrere Vertriebsskandale zurück, deutlich mehr als erwartet.
Die Aktien der Bank sind nach der angekündigten Kapitalerhöhung der mit Abstand größte Verlierer im Stoxx Europe 50
gewesen. Am Vormittag verloren die Aktien des britischen Finanzhauses zuletzt mehr als vier Prozent.