Bilanzmanipulation Ex-Lehman-Chef will nichts gewusst haben
Lehman-Chef Richard Fuld wäscht seine Hände in Unschuld: Von den Bilanzmanipulationen will der einst als autoritärer Alleinherrscher verschriene Bankmanager nichts gewusst haben. Doch E-Mails belasten ihn schwer
Washington - Der Chef der früheren US-Investmentbank
Lehman Brothers,
Richard Fuld, will von den Bilanzmanipulationen in seinem Haus nichts gewusst haben. "Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, in meiner Zeit als Lehman-Chef irgend etwas über Repo-105-Transaktionen gehört zu haben", heißt es in einer am Montag ins Internet gestellten Stellungnahme Fulds, die er am Dienstag vor einem Kongressausschuss in Washington abgeben wollte. Seines Wissens habe sich Lehman Brothers
stets an alle Regeln und Verpflichtungen gehalten, heißt es in der Stellungnahme für den Kongress weiter. Ein 2200 Seiten starker Bericht eines Sonderermittlers, der Gegenteiliges nahelegt, verdrehe die Fakten.
Fuld muss sich am Dienstag vor einem Kongressausschuss in Washington verantworten. Dort wird auch Sonderermittler Anton Valukas als Zeuge auftreten. Er hatte die letzten Monate im Leben von Lehman Brothers akribisch nachgezeichnet. Bei seinen Recherchen war er auf einen Bilanztrick namens "Repo 105" gestoßen. Mit diesem schönte die Investmentbank kurz vor ihrer Pleite im September 2008 ihre Bücher.
Lehman sollte nicht dafür kritisiert werden, sich an die Vorschriften zur Rechnungslegung gehalten zu haben, wehrte sich Fuld. Es ist in der Tat strittig, ob Lehman sich noch im legalen Bereich bewegte oder ob die Bank die Bilanzierungsregeln überstrapaziert hat. Von Ermittler Valukas ausgewertete E-Mails von Führungskräften zeigen allerdings, dass die Banker sehr wohl um die Zweifelhaftigkeit ihrer Methoden wussten. In seinem Gutachten zitiert Valukas aus der E-Mail-Korrespondenz der Lehman-Manager, aus der hervorgeht, dass sie ihre Methoden zwar für rechtlich machbar, aber problematisch hielten.
Lehman Brothers hatte sich mit US-Hypothekenpapieren verspekuliert und mit dem Zusammenbruch für eine Schockwelle an den internationalen Finanzmärkten gesorgt. In der Folge gingen mehrere kleinere Finanzinstitute pleite, zahlreiche Anleger auch in Deutschland verloren ihr Geld. Viele Staaten mussten der Finanzwirtschaft mit Milliardenhilfen unter die Arme greifen.
Die US-Börsenaufsicht SEC wusste nach Angaben ihrer Chefin Mary Shapiro ebenfalls nichts von "Repo 105". Die Behörde untersucht derzeit, inwiefern auch andere Häuser ihre riskanten Geschäfte verheimlicht haben oder noch verheimlichen. Auch Shapiro muss sich dem Ausschuss stellen.
mik/AFP/dpa/AFX