Steuerbetrug Deutsche-Bank-Manager soll Datenlöschung veranlasst haben
Neue Vorwürfe gegen die Deutsche Bank in der Affäre um Steuerbetrug beim Handel mit Verschmutzungsrechten: Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" soll ein ranghoher Hausjurist indirekt den Auftrag zur Löschung von belastenden Dokumenten gegeben haben.
München - In der Affäre um Steuerbetrug beim Handel mit CO2-Zertifikaten gibt es offenbar neue Vorwürfe gegen die Deutsche Bank. Mitarbeiter des Geldhauses sollen Unterlagen vernichtet haben, nachdem sie von einer Führungskraft aus der Rechtsabteilung Ende April 2010 verklausuliert vor einer Razzia gewarnt worden seien, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". In der Bank werde dieser Anschuldigung der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt allerdings heftig widersprochen.
Der Spitzenjurist soll in einem von den Ermittlern abgehörten Telefonat am Abend des 27. April 2010 einem Händler aus der Bank
erklärt haben, es müsse vermieden werden, dass die Ermittler "körperlichen Zugriff" auf die Daten bekämen und sich selbst auf die EDV-Anlage aufschalten könnten, um in E-Mails zu stöbern, heißt es in dem Bericht.
Mitarbeiter des IT-Bereichs wiederum sollen das als Auftrag verstanden haben, E-Mails zu vernichteten, hieß es. Die Korrespondenz zu mutmaßlich kriminellen Geschäften sollte, so der Verdacht, bei einer Durchsuchung des Geldhauses am 28. April 2010 nicht gefunden werden.
Ein Bericht der "Bild"-Zeitung lässt überdies darauf schließen, dass die endgültige Löschung der Daten durchaus beabsichtigt war. Die Mitarbeiter von IBM
, dem IT-Dienstleister der Deutschen Bank, hätten darauf hingewiesen, dass gelöschte Daten wiederhergestellt werden können, heißt es in dem Bericht. Die Bank hingegen soll für eine Aufbereitung keinen Auftrag erteilt haben. Das habe die ermittelnde Staatsanwaltschaft nach einer Durchsuchung der Geschäftsräume des IT-Unternehmens IBM Deutschland festgestellt.
Im Zuge der Ermittlungen seien rund 20.000 Gespräche von Finanzmarkthändlern der Bank ausgewertet worden. Es habe sich herausgestellt, dass die Bank auch in anderen Ermittlungsverfahren den Behörden vorhandenes Beweismaterial vorenthalten habe. Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte der Zeitung: "Wir werden die Vorwürfe prüfen."
Vier Bankmitarbeiter sitzen wegen der Affäre derzeit in Untersuchungshaft. Bei den Ermittlungen geht es um den Verdacht der schweren Steuerhinterziehung beim Handel mit C02-Emissionszertifikaten, Geldwäsche und versuchter Strafvereitelung. Im Visier der Behörden stehen auch Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause. Für die kommende Woche sind nach Angaben aus der Bank und deren Umfeld Haftbeschwerden geplant.
mik/dapd/AFP