E.on 4000 Menschen protestieren gegen Job-Kahlschlag
Dicke Luft bei Deutschlands größtem Energiekonzern: Rund 4000 E.on-Mitarbeiter demonstrieren gegen das geplante Sparprogramm des Unternehmens. Wegen des Atomausstiegs brechen dessen Gewinne ein - allein in Deutschland will das Management bis zu 6000 Jobs streichen.
Hannover - Rund 4000 Mitarbeiter von E.on haben in Hannover gegen den geplanten Personalabbau im Konzern demonstriert. Die Beschäftigten diverser E.on-Tochterfirmen reisten mit Bussen aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern an. Mit Trillerpfeifen und Plakaten machten sie ihrem Unmut Luft.
Unterstützung bekamen sie von Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) und Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD). "Das Signal von Hannover wird man nicht übersehen können", sagte Bode.
Deutschlands größtem Energiekonzern brechen durch den Atomausstieg die Gewinne weg. Analysten rechnen für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahrs mit einem Überschuss von 1,48 Milliarden Euro - ein Rückgang um 66 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. E.on will am Mittwoch über den Zustand des Unternehmens berichten.
Wegen der schwindenden Gewinne plant der Konzern ein Sparprogramm. Weltweit sind bis zu 11.000 der knapp 80.000 Arbeitsplätze bedroht, davon über 6000 in Deutschland. Allein in Hannover bangen bis zu 1000 Beschäftigte um ihren Job. Mit dem Personalabbau will die Konzernspitze bis 2015 jährlich 1,5 Milliarden Euro sparen.
Auch sonst versucht der Konzern vieles, um sich strategisch neu aufzustellen. Er bietet Milliarden für Teile des portugiesischen Energiekonzerns EDP, treibt den Neubau von Atomkraftwerken in Großbritannien voran - und wird vermutlich noch im laufenden Jahr Klage gegen den Atomausstieg einreichen.
Kritik an E.ons Informationspolitik
Die Gewerkschaft Ver.di ist zu Verhandlungen mit E.on bereit, sieht den Kurs des Konzerns aber kritisch. Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrates, Hans Prüfer, kritisiert vor allem die Informationspolitik der Konzernspitze: "Seit drei Monaten wird hier nicht mehr richtig gearbeitet, weil Angst, Schrecken und Sorge um die Existenz bei den Mitarbeitern vorherrschen", moniert er. Noch immer sei nicht klar, an welchen Standorten und in welchem Umfang Personal abgebaut werden solle.
Wirtschaftsminister Bode betonte, es sei zwar richtig, dass sich die Energiekonzerne auf die veränderte Energiepolitik und den Ausstieg aus der Atomenergie einstellen müssten. "Es ist aber zu einfach, zu sagen, Arbeitsplatzabbau ist das einzige, was geht."
Hannovers Oberbürgermeister Weil sagte, die wichtigste Forderung an den E.on-Vorstand sei: "Schaffen Sie Klarheit für diese Menschen und ihre Familien." Der Umgang von E.on mit seinen Mitarbeitern sei für ein Unternehmen dieser Größenordnung ohne Beispiel. "Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, was eine Unternehmensleitung kann."
ssu/dpa