Kursminus in New York Schwacher US-Jobmarkt beunruhigt Börsianer
Kommt die Erholung der amerikanischen Wirtschaft ins Stocken? Schlappe Arbeitsmarktdaten haben an den New Yorker Börsen neue Verunsicherung geweckt. Seit Montag haben die wichtigen Indizes Dow Jones 30, S&P 500 und Nasdaq deutlich verloren.
New York - Die Sorge der Anleger über eine sich abschwächende Konjunktur in den Vereinigten Staaten nehme zu, sagten Börsianer am Abend.
Der Dow Jones
Industrial ging mit einem Abschlag von 1,27 Prozent auf 13.038,27 Punkte in das Wochenende. Binnen Wochenfrist hat der Leitindex damit 1,44 Prozent verloren. Dabei war der Dow noch am Dienstag auf den höchsten Stand seit Ende 2007 geklettert. Der breiter gefasste S&P-500-Index sank um 1,61 Prozent auf 1.369,10 Zähler. Der Wochenverlust im Index beträgt 2,44 Prozent - und ist damit der höchste seit Jahresbeginn.
In den USA waren im vergangenen Monat weniger Jobs geschaffen worden als erwartet. Viele Marktbeobachter zeigten sich über die nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt und das Sinken der Kaufkraft der Amerikaner besorgt.
Im April stieg die Zahl der Beschäftigten zwar um 115.000, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten aber im Schnitt mit 170.000 kalkuliert. Im März waren es 154.000 und damit 34.000 mehr als zunächst ermittelt. Die Arbeitslosenquote sank von 8,2 auf 8,1 Prozent.
Die Entwicklung des Arbeitsmarkts sei für die Anleger nicht zuletzt deshalb so wichtig, weil sie der US-Notenbank Federal Reserve bei ihren geldpolitischen Entscheidungen als wichtiges Kriterium dient, sagte Kim Forrest von der Fort Pitt Capital Group. Die Konjunkturmaßnahmen der Fed hätten die Börsen zuletzt stark angetrieben, so dass der Zustand des Arbeitsmarktes Aufschluss über weitere Schritte von Ben Bernanke und seinen Kollegen geben könnte.
Abwärtstrend an den Ölmärkten
Die nun mutmaßlich gestiegenen Aussichten für weitere Notenbank-Hilfen seien das einzig Positive, was man dem Arbeitsmarktbericht abgewinnen könnte, sagte Ron Florance von der Wells Fargo Private Bank in Scottsdale, Arizona.
Abwärts ging es auch für den Nasdaq Composite
, der 2,25 Prozent auf 2.956,34 Punkte verlor. Der Auswahlindex Nasdaq
100 gab um 2,47 Prozent auf 2.637,92 Punkte ab.
Einige Marktbeobachter befürchten für die US-Börsen bereits ähnlich hohe Rückschläge wie in den beiden Jahren zuvor, als sich im Frühjahr das Wirtschaftswachstum abgeschwächt hatte. Im Vergleich zu damals sind die Aktien aber noch deutlich billiger zu haben - im Schnitt etwa zehn Prozent, wie aus den Berechnungen eines Vermögensverwalters hervorgeht.
Nicht nur die Job-Daten sorgten für Ernüchterung. Mit der Aussicht auf Regierungswechsel in Paris und Athen fürchten viele Anleger zudem Rückschläge im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise, die die Wall Street weiter nervös macht.
Energie-Konzerne gehörten zu den größten Verlierern an der Börse. Der S&P-Energie-Index verlor 2,2 Prozent. Chevron
wurde mehr als zwei Prozent tiefer gehandelt.
Zum Börsenstar des Handelstages schwang sich das soziale Netzwerk LinkedIn
auf. Das Papier ging mit einem Plus von 7,2 Prozent aus dem Handel, nachdem der Internetkonzern nach einem Umsatzsprung im Auftaktquartal seine Jahresprognose erhöht hatte. Doch das soziale Netzwerk dürfte auch Aufwind vom Branchenprimus Facebook bekommen haben, das bei seinem Sprung aufs Parkett alle bisherigen Technologie-Börsengänge wie den von Google in den Schatten stellen will: Facebook peilt Einnahmen von bis zu 13,6 Milliarden Dollar an. Google
-Aktien gaben 2,3 Prozent nach.
Pfizer
-Aktien standen mit einem Minus von knapp einem Prozent auf den Verkaufszetteln. Der Pharmakonzern erlitt auf der Suche nach neuen Einsatzmöglichkeiten für sein Medikament Lyrica einen Rückschlag. Das Unternehmen stoppte klinische Studien mit dem Verkaufsschlager, der bereits zur Behandlung von Schmerzen und Epilepsie-Anfällen verabreicht wird.
Estee Lauder wurde mit einem Minus von mehr als fünf Prozent für seinen Gewinnausblick abgestraft. Händler hatten von dem Kosmetikkonzern für das laufende Quartal deutlich mehr erwartet als ein prognostizierten Ergebnisanstieg von elf bis 16 Cent pro Aktie. Enttäuscht reagierten Anleger auf einen Quartalsverlust von First Solar
. Die Aktie des Herstellers von Solarmodulen verlor 6,2 Prozent.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 820 Millionen Aktien den Besitzer. 735 Werte legten zu, 2264 gaben nach und 97 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,93 Milliarden Aktien 501 im Plus, 2015 im Minus und 107 unverändert.
In Frankfurt schloss der Dax
knapp zwei Prozent im Minus bei 6561 Punkten.
itz/Reuters/dpa