Schnellrestaurants Vapiano soll Gammelpasta serviert haben
Neue Vorwürfe gegen Vapiano: Die Restaurantkette soll einem Medienbericht zufolge in mehreren Filialen das Haltbarkeitsdatum von Lebensmitteln manipuliert und verdorbene Waren aufgetischt haben.
Die Pizza- und Pastakette Vapiano hat es sich zum Markenzeichen gemacht, Speisen direkt vor den Augen der Kunden zuzubereiten, und wirbt mit der Frische ihrer Produkte. Doch ausgerechnet in diesem Punkt soll manch eine Filiale es nicht ganz so genau nehmen. Einzelne Lokale sollen Gerichte serviert haben, die "teilweise merkwürdig rochen und nicht mehr appetitlich waren". Dies berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf zehn Mitarbeiter - sowohl aktuell beschäftigte als auch ehemalige Angestellte.
Sie haben laut dem Bericht ausgesagt, Vapiano würde gegen unternehmensinterne Standards verstoßen. In vielen Fällen - sowohl bei Fleisch als auch bei Gemüse - seien selbst gesetzte Mindesthaltbarkeitsdaten verlängert worden.
Die Zeitung schätzt die Vorwürfe der Mitarbeiter als "glaubhaft" ein. Sie hätten eidesstattliche Versicherungen abgegeben, teils vor der Kamera ausgesagt und zwei Fälle von Etikettenschwindel mit Fotos belegt. "Darauf ist zu sehen, dass Haltbarkeitsdaten überklebt wurden - einmal bei frischer Pasta, einmal bei Rindercarpaccio", schreibt die "Welt am Sonntag".
Betroffen sind laut dem Zeitungsartikel einzelne Filialen der Restaurantkette, unter anderem in Frankfurt am Main, Hannover und Köln. Ein Mitarbeiter aus München berichtet von Nudeln, die "manchmal einen grünlichen Schimmer" gehabt hätten. Der Kunde merke das nicht, sagt er, "da kommt ja Soße drüber". In Hannover und Frankfurt am Main, behaupten ehemalige Mitarbeiter, habe das Hühnchen zuweilen "eklig" gerochen. Ein Vapiano-Chef wird mit den Worten zitiert: "Mach einfach den Wok heißer, dann schmeckt man es nachher nicht mehr."
"Strenge Regeln"
Von diesen mindestens nicht mehr ganz appetitlichen Lebensmitteln will das Bonner Unternehmen nichts wissen. Es wies die Vorwürfe der Mitarbeiter bereits zurück und spricht in einer Stellungnahme von "strengen Regeln", die "regelmäßig und engmaschig vom SGS Institut Fresenius überwacht" würden.
Gastronomiebetriebe haben einen gesetzlichen Ermessensspielraum, wie lange Lebensmittel verbraucht werden können. Sie müssen laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz "selbst dafür geradestehen, dass die Ware noch genießbar" ist. Sobald Gammelware auf den Tellern landet, "sei dies ein Fall für die Lebensmittelaufsicht vor Ort".
Sollten sich die Vorwürfe erhärten, wäre dies nicht der erste Etikettenschwindel der Systemgastronomiekette. Erst vor wenigen Wochen war herausgekommen, dass Vapiano in einer Hamburger Filiale Garnelen statt Scampis serviert. Die beiden Tierarten unterscheiden sich sowohl äußerlich als auch preislich deutlich. Außerdem war das Unternehmen dieses Jahr wegen manipulierter Arbeitszeitkonten in die Kritik geraten.
Vapiano hat in Deutschland 66 Restaurants, davon 27 eigene Filialen und der Rest in Joint Ventures oder Franchise-Häusern. Rund 6000 Menschen arbeiten für das Unternehmen, das im ersten Halbjahr 2015 einen Rekordgewinn erzielt hat. 2014 lag der Umsatz bei 386 Millionen Euro, davon 175 Millionen Euro in Deutschland.
jus