Forderung von Putin Europa soll Gasrechnungen der Ukraine bezahlen
Kreml-Chef Wladimir Putin will, dass die EU die Gas-Schulden der Ukraine gegenüber Russland übernimmt. Im Ernstfall wäre auch die Gasversorgung der EU gefährdet.
Moskau - Angesichts wachsender Gasschulden der Ukraine bei Russland hat Kreml-Chef Wladimir Putin mehrere EU-Staats- und Regierungschefs eindringlich zum Dialog aufgefordert. Seit seinem ersten Brief sei mehr als ein Monat vergangen, konkrete Vorschläge der europäischen Partner seien aber nicht eingegangen, kritisierte Putin in einem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben an die EU. Mittlerweile seien die Schulden der Ukraine aber auf mehr als 2,6 Milliarden Euro gestiegen. Putin bekräftigte, dass Russland der Ukraine von Juni an Gas nur noch gegen Vorkasse liefere.
Russland hatte dem Nachbarland zuletzt mehrere Rabatte gestrichen. Der Gazprom-Konzern droht wegen der Schulden damit, ab dem 3. Juni kein Gas mehr in die Ukraine zu pumpen. Dies könnte dann auch den Westen treffen, denn die vor dem Staatsbankrott stehende Ukraine ist das wichtigste Transitland für russisches Gas.
Wegen unbezahlter Rechnungen hatte Russland der Ukraine 2009 das Gas zeitweise abgestellt, was zu Lieferengpässen in der EU führte. Experten halten einen neuen Gaskonflikt für möglich. Europa deckt rund ein Drittel seines Gasbedarfs durch Lieferungen aus Russland.
Putin forderte die EU-Kommission in dem Schreiben zudem auf, sich aktiver für eine Stabilisierung der ukrainischen Wirtschaft einzubringen. Russland sei weiterhin offen dafür, gemeinsam mit Europa an "konkreten und fairen Lösungsansätzen" zu arbeiten. Im Klartext: Die EU soll die Gasrechnungen für die Ukraine bezahlen - direkt oder indirekt durch finanzielle Hilfen für Kiew.
Die Ukraine erklärte sich grundsätzlich bereit, noch im Mai vier Milliarden US-Dollar an Russland zu überweisen - falls Gazprom den Gaspreis senke. Sonst werde Kiew auch weiterhin keine Rechnung bezahlen, kündigte Vize-Energieminister Igor Didenko an.
mik/dpa-AFX