General Motors Unklare Zukunft für Opel und Vauxhall
Verwirrung um den Fortbestand europäischer Standorte von General Motors: Ein Sprecher des Unternehmens hat eine Äußerung zurückgezogen, laut der GM über die Schließung einer oder mehrerer Produktionsstätten in Europa verhandelt. Die IG-Metall dementierte ebenfalls: Es gebe keine derartigen Gespräche.
Detroit - Krisenstimmung bei GM Europe: Die Geschäfte der wichtigsten europäischen Marken Opel und Vauxhall laufen zunehmend schlechter. Die Äußerung eines General-Motors-Sprechers sorgte zusätzlich für Irritationen: Derzeit werde mit Gewerkschaften über die Schließung von einem oder mehreren europäischen Standorten verhandelt, sagte Sprecher James Cain am Donnerstag. Auf die Frage, ob dies die Schließung einer oder mehrerer Werke in Europa bedeute, antwortete Cain: "Ja, darüber wird derzeit verhandelt."
Gewerkschafter dementierten umgehend: Es gebe derzeit keine entsprechenden Gespräche, und die IG-Metall sei auch "nicht bereit, solche Verhandlungen zu führen", sagte Chef des Betriebsrates im Bochumer Opel-Werk, Rainer Einenkel.
Am Abend rückte dann auch der GM-Sprecher von seiner Aussage ab: Er habe einen Fehler gemacht. Der US-Konzern werde bestehende Verträge einhalten. Er habe deutlich machen wollen, dass es mit der IG Metall Gespräche über die "Frage der Kapazität" an den Opel-Standorten gebe, sagte Cain. "Diese Diskussionen beinhalten die Zukunft des Werkes in Bochum."
Zuvor hatte GM-Chef Dan Akerson gesagt, dass er bis zum Herbst eine "umfassende Einigung" mit der IG Metall über die Zukunft von Opel erwarte. Die Gewerkschaft hatte zuletzt angekündigt, kein Werk in Deutschland preiszugeben.
Die Europa-Sparte von GM schrieb im zweiten Quartal einen operativen Verlust von 361 Millionen Dollar (294 Millionen Euro). Im ersten Quartal hatte der Verlust noch bei 256 Millionen Dollar gelegen. Im Vorjahreszeitraum hatte GM Europe sogar Gewinn gemacht. Nun sei jedoch keine schnelle Besserung in Sicht, sagte der GM-Manager und Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Stephen Girsky: Die Rezession verfestige sich. Deshalb berate die Konzernspitze derzeit mit den Gewerkschaften über Sanierungsmöglichkeiten.
Zuletzt hatten Girsky und Konzernchef Akerson schon auf Führungsebene deutliche Veränderungen herbeigeführt und große Teile des Opel-Managements ausgetauscht. Auch Firmenchef Karl-Friedrich Stracke musste Mitte Juli gehen. Das Ruder übernahm bis auf Weiteres Strategievorstand Thomas Sedran.
Aufsichtsratschef Girsky deutete nun weitere Einschnitte an. Man müsse sich "vor Augen führen, wie deutlich der europäische Markt zurückgeht und wie sich das auf die Automobilindustrie auswirkt", sagte er.
In den vergangenen Monaten war immer wieder über Werksschließungen spekuliert worden. Dem Opel-Standort Bochum etwa droht nach dem Jahr 2016 das Aus, wenn die Produktion der bisherigen Generation des Familienwagens Zafira dort auslaufen soll. Nach Unternehmensangaben ist vorgesehen, dass Opel künftig keine neuen Modelle mehr zur Fertigung in das Werk im Ruhrgebiet vergibt.
Die Opel-Werke sind bei Weitem nicht ausgelastet. GM hat die Produktion in Europa binnen eines Jahres um fast ein Drittel auf 230.000 Wagen im Quartal heruntergefahren. Im Juli musste Opel gegenüber dem Vorjahresmonat einen Rückgang bei den Neuzulassungen von 19 Prozent hinnehmen. Der Gesamtmarkt dagegen schrumpfte um fünf Prozent - Opel verliert Marktanteile, selbst in seinem Heimatland. Die Zulassungen beim neuen Opel-Partner Peugeot-Citroen brachen sogar um 21 Prozent ein.
usp/AFP/dpa