Milliarden verzockt Polizei nimmt 31-jährigen UBS-Händler fest
Festnahme nach Skandal bei Schweizer Großbank: Ein 31 Jahre alter Mann ist am Morgen in London in Polizeigewahrsam genommen. Er wird verdächtigt, für die Milliardenverluste bei der UBS verantwortlich zu sein.
London - Erste Festnahme im Skandal um die UBS
: In London hat die Polizei in den frühen Morgenstunden einen 31-jährigen Mann festgesetzt, der in Zusammenhang
mit den milliardenschweren Verlusten um die Schweizer Großbank unter Betrugsverdacht steht. Der Mann bleibe in Polizeigewahrsam, solange die Ermittlungen andauern, teilte die Polizei mit.
Die UBS hatte am Morgen mitgeteilt, dass sie wegen nicht genehmigter Geschäfte eines Händlers ihrer Investmentbanking-Abteilung einen Verlust von zwei Milliarden Dollar erlitten habe. Kunden seien nicht betroffen.
"Es ist schon erstaunlich, dass so etwas im derzeitigen Umfeld immer noch möglich ist", sagte ein Analyst von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Dies werfe Fragen nach dem Risiko-Management der UBS auf. Er bewertete den materiellen Schaden als nicht so dramatisch - gravierend sei der Reputationsschaden. Schließlich habe sich die Bank der Risikominimierung verschrieben und sie kämpfe noch immer damit, das Vertrauen der Anleger zurückzuerlangen.
Neuer Schlag für eine krisengeplagte Bank
Der Fall erinnert an den französischen Börsenhändler
Jérôme Kerviel, der die Großbank Société Générale
um knapp fünf Milliarden Euro betrogen haben soll.
2010 war er dafür zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Zudem muss er die entstandenen Verluste zurückzahlen.
Kerviel war mit seinen Milliardengeschäften zum Inbegriff der Gier seiner Zunft geworden. Eine sagenhafte Summe von bis zu 50 Milliarden Euro soll er eigenmächtig in waghalsige Investments gesteckt haben.
Die Investmentbank hat der UBS seit Beginn der Finanzkrise bereits erhebliche Verluste eingebrockt. Die Analysten der Konkurrentin Goldman Sachs
urteilten, der nun bekanntgewordene Vorfall sei damit nur ein weiteres Argument, das Geschäft deutlich zu schrumpfen.
In den Jahren 2007 bis 2008 hatte die Bank Verluste von knapp 28 Milliarden Franken angehäuft und musste sogar vom Schweizer Staat gerettet werden. Zudem liefen dem größten Geldhaus des Landes die ausländischen Kunden davon - aus Angst vor dem Aufweichen des Schweizer Bankgeheimnisses.
Nachdem sich das Institut 2010 etwas erholt hatte, erlitt es zuletzt wieder einen herben Rückschlag. Im ersten Halbjahr 2011 sank der Gewinn vor Steuern aus dem operativen Geschäft fast um ein Drittel auf 3,9 Milliarden Franken.
Ab 2013 soll der ehemalige Bundesbank-Chef Axel Weber an die Spitze des Verwaltungsrats der UBS wechseln.
kra/Reuters/AP