Kampf um Tarifvertrag Ryanair-Piloten streiken kurz vorm Fest
Die Piloten von Ryanair treten am Freitag in Deutschland in einen Warnstreik. Erste Gespräche über einen Tarifvertrag seien am Veto des Billigfliegers gescheitert - das Angebot sei nicht mehr als ein "PR-Gag" gewesen.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat zum ersten Mal einen Warnstreik beim irischen Billigflieger Ryanair angekündigt. "Für Freitag, den 22. Dezember 2017 werden in der Zeit von 05:01 Uhr bis 08:59 Uhr alle bei Ryanair festangestellten Piloten zum Streik aufgerufen", teilte VC am Freitag mit. "Es sind jeweils alle Flugverbindungen betroffen, die in diesem Zeitraum von deutschen Flughäfen geplant sind."
Zur Begründung hieß es, für Mittwoch erstmals geplante Gespräche einer Tarifkommission mit dem irischen Unternehmen seien von Ryanair kurzfristig abgesagt worden. Die Fluglinie habe zwei der fünf am Verhandlungstisch anwesenden Kommissionsmitglieder abgelehnt. "Aus Sicht der VC zeigt diese Ablehnung deutlich, dass die Grundsätze gewerkschaftlicher Autonomie von Ryanair missachtet werden und ein Einstieg in konstruktive Verhandlungen nicht gewünscht ist."
"Ryanairs öffentlichkeitswirksame Offerte, Verhandlungen mit der VC führen zu wollen, kann nur als weiterer PR-Gag eingestuft werden", sagte Ingolf Schumacher, Vorsitzender Tarifpolitik der VC. "In der Geschichte der VC hat es noch nicht einen Fall gegeben, bei dem die tarifpolitische Autonomie von einem Arbeitgeber so mit Füßen getreten worden sei, wie es jetzt bei Ryanair der Fall ist."
Ryanair kritisierte den angekündigten Streik als "ungerechtfertigt" und "unnötig" kritisiert. Der Konzern habe der Gewerkschaft bereits ein weiteres Treffen am 5. Januar in Frankfurt zugesagt, um dort Verhandlungen über eine tarifliche Einigung fortzusetzen. Die Airline riet allen Fluggästen, trotz Streiks zum Flughafen zu kommen: "Wir planen, alle angesetzten Flüge durchzuführen und wir geben alles, um Unterbrechungen in den Weihnachtsreiseplänen unserer deutschen Kunden zu minimieren."
Mit Unterstützung von VC hatten die in Deutschland stationierten Ryanair-Piloten eine Tarifkommission gegründet und das Unternehmen Mitte November förmlich zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Die Fluglinie zeigte jedoch zunächst keine Verhandlungsbereitschaft.
Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte in der Vergangenheit jegliche Verhandlungen mit Gewerkschaften abgelehnt und stattdessen mit lokalen Pilotenvertretungen innerhalb des Unternehmens gesprochen. Der Kurs wurde erst gelockert, nachdem Piloten in mehreren europäischen Ländern mit Streiks zur Weihnachtszeit drohten.
Am Mitwoch war es in Irland erstmals zu einem offiziellen Treffen zwischen Ryan-Vertretern und einer Pilotengewerkschaft gekommen. Ryanair bewertete das Ergebnis als "positiv", die irische Gewerkschaft Impact Trade Union zeigte sich hingegen enttäuscht: Ryanair sei nicht bereit gewesen, die irische Gewerkschaft schriftlich überhaupt anzuerkennen.
Die VC bedauert die Auswirkungen auf die betroffenen Passagiere, Kabinenbesatzungen und Bodenmitarbeiter. Passagiere sollten sich wegen geplanter Flugverbindungen direkt an Ryanair wenden, da nur das Unternehmen selbst sagen könne, welche Flüge durchgeführt werden.
dab/dpa