Versuchte VW-Übernahme Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Porsche-Aufseher
Der Übernahme-Krimi um Porsche und VW nimmt eine spektakuläre Wendung: Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt nach Informationen des SPIEGEL jetzt auch gegen die Aufsichtsräte von Porsche. Sie stehen im Verdacht, gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstoßen zu haben.
Stuttgart - Nachdem die Staatsanwaltschaft bereits im Dezember Anklage gegen die einstigen Porsche-Manager Wendelin Wiedeking und Holger Härter wegen Marktmanipulation bei Gericht eingereicht hatte, weitet sie das Verfahren nun aus. Auch die Aufsichtsräte stehen im Verdacht, während der Übernahmeschlacht um VW gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstoßen zu haben. Dem Gremium gehören neben dem VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und dem Chefkontrolleur von Porsche, Wolfgang Porsche, auch die Familienmitglieder Hans Michel Piëch, Oliver Porsche sowie der einstige Henkel-Chef Ulrich Lehner an.
"Es gibt ein Ermittlungsverfahren gegen alle Mitglieder des Aufsichtsrates der Porsche Holding wegen Beihilfe zur Marktmanipulation", bestätigte ein Sprecher der Behörde am Dienstag die SPIEGEL-Informationen. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass Mitglieder des Gremiums gegen Paragraf 20a des Wertpapierhandelsgesetzes verstoßen haben. Er stellt die Manipulation von Aktienkursen durch falsche Informationen unter Strafe. Der Porsche-Aufsichtsrat hat seit 2005 in vielen Sitzungen den Aufbau einer Beteiligung von Porsche am VW-Konzern besprochen und darüber entschieden.
Den einstigen Porsche-Chef Wiedeking und dem Ex-Finanzvorstand Härter wirft die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage vor, sie hätten durch das, was sie während der Übernahmeschlacht sagten oder verschwiegen, den Aktienkurs manipuliert und Anleger getäuscht. Bis zum 26. Oktober 2008 hatten Wiedeking und Härter stets abgestritten, dass Porsche 75 Prozent der Stammaktien von VW übernehmen wollte. Diese Absicht, vermutet die Staatsanwaltschaft, habe aber schon zuvor bestanden. Als Porsche am 26. Oktober bekannt gab, dass die Stuttgarter Sportwagenfirma doch eine 75-Prozent-Beteiligung bei VW anstrebe, schoss der Kurs der VW-Aktie teilweise auf gut tausend Euro in die Höhe. Anleger, die auf sinkende Kurse gesetzt hatten, verloren mehrere Milliarden Euro.
Wiedeking und Härter beriefen sich stets darauf, dass der Aufsichtsrat von Porsche während der Übernahme von VW jeden einzelnen Schritt zum Erwerb weiterer Aktienpakete genehmigt hatte.
Die Staatsanwaltschaft nahm während der gut dreijährigen Ermittlungen gegen die einstigen Vorstände die Mitglieder des Aufsichtrats bislang nicht ins Visier. Dass sie die Ermittlungen jetzt ausweitet, kann damit zusammen hängen, dass mögliche Gesetzesverstöße im März dieses Jahres verjähren würden.
Die Stuttgarter Staatsanwälte führen nun zudem noch ein Ermittlungsverfahren gegen einen weiteren ehemaligen Porsche-Manager durch: Gegen den einstigen Unternehmenssprecher Anton Hunger wird wegen des Verdachts der Beihilfe zur Marktmanipulation ermittelt.