Streit um Börsenverluste Middelhoff will Anleger nicht getäuscht haben
Der Vorwurf wiegt schwer: Jan Eric Peters, Chefredakteur der "Welt", hat mit Arcandor-Aktien mehr als 50.000 Euro verloren und deshalb Ex-Konzernchef Middelhoff verklagt. Der Manager wehrte sich vor Gericht gegen den Vorwurf, er habe die Lage des Konzerns 2008 falsch dargestellt.
Essen - Er war einst ein Hoffnungsträger unter deutschen Managern. Doch inzwischen ist Thomas Middelhoff, der Ex-Chef des früheren Arcandor-Konzerns, hoch umstritten. Vor dem Essener Landgericht wehrt er sich gegen eine Klage des Chefredakteurs der "Welt", Jan-Eric Peters. Dieser verlangt von Middelhoff 5000 Euro Schadensersatz.
Peters, der als Privatmann klagt, fühlt sich von Middelhoff und der Arcandor-Öffentlichkeitsarbeit getäuscht. Der Journalist hatte massiv in Arcandor-Aktien investiert und nach eigenen Angaben über 50.000 Euro verloren.
Middelhoff wies den Vorwurf zurück, Anleger bewusst über die Lage der Karstadt-Mutter getäuscht zu haben. Bei seiner Aussage vor Gericht nannte Middelhoff die Anschuldigung, in einem Interview bewusst falsche Angaben gemacht zu haben, um den unter Druck geratenen Arcandor-Aktienkurs wenigstens noch ein paar Tage zu stabilisieren, "falsch". "Unsere Aufgabe war es damals, die Finanzierung zu sichern, und nicht, Kurspflege zu betreiben", sagte er.
Kläger Peters vermutet, dass Middelhoff bei seinem Interview bereits um die Kapitalspritze gewusst haben muss. Dagegen sagte der Manager, zum Zeitpunkt des Interviews sei eine Kapitalerhöhung tatsächlich noch nicht geplant gewesen. Dies habe sich erst Tage später nach weiteren Krisengesprächen mit den Kredit gebenden Banken ergeben. "Das waren chaotische Zeiten", sagte Middelhoff.
Gütliche Einigung ist nicht möglich
Er hatte kurz nach Bekanntwerden einer finanziellen Schieflage bei Arcandor im September 2008 ein Zeitungsinterview gegeben. Auf Nachfrage hatte er darin eine mögliche Kapitalerhöhung bei dem Unternehmen ausgeschlossen. "Das ist völliger Quatsch", hieß es damals wörtlich in dem von Middelhoff autorisierten Interview.
Peters hatte daraufhin in zwei Schritten insgesamt 70.000 Arcandor-Aktien erworben. Er sei natürlich davon ausgegangen, dass die Angaben Middelhoffs der Wahrheit entsprachen, ließ er über seinen Anwalt vor Gericht erklären. Als Arcandor wenige Tage später doch eine Kapitalerhöhung beschloss, fiel der Aktienkurs deutlich. Als Peters seine Wertpapiere im November wieder abstieß, hatte er einen Verlust von rund 50.000 Euro gemacht. Im Dezember 2008 hatte Middelhoff bei Arcandor den Hut nehmen müssen.
Ein Termin für die Urteilsverkündung in dem Zivilverfahren ist noch nicht bekannt. Eine gütliche Einigung beider Parteien war dem Gericht zufolge nicht möglich.
Die Vorgänge um den Karstadt-Mutterkonzern interessieren auch andere Ermittler: Im Oktober ließ die Staatsanwaltschaft Bochum im Zusammenhang mit der Konzernpleite Wohn- und Geschäftsräume Middelhoffs durchsuchen. Ein Sprecher erklärte damals, die Behörde ermittele unter dem Verdacht der Untreue im Zusammenhang mit dem Niedergang des Konzerns gegen mehrere ehemalige leitende Arcandor-Manager. Der frühere Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg hatte Klage gegen Middelhoff und weitere Ex-Arcandor-Führungskräfte eingereicht. Einem Sprecher Görgs zufolge geht es bei der Klage um Schadensersatz über rund 175 Millionen Euro.
mmq/dpa/Reuters