Libor-Manipulation UBS zahlt Milliardenstrafe für Zinsskandal
Die Strafe fällt deutlich höher aus als zunächst gedacht. Für ihre Verstrickung in den Libor-Skandal muss die Schweizer Großbank UBS 1,16 Milliarden Euro zahlen. Pikant: US-Finanzminister Geithner wurde laut einem Bericht schon 2008 vor der Manipulation des Zinssatzes gewarnt.
Zürich - Der Libor-Skandal wird teuer für die UBS. Die größte Schweizer Bank muss eine Geldstrafe von insgesamt 1,4 Milliarden Franken (1,16 Milliarden Euro) zahlen. Zunächst war noch von einer Summe von lediglich 450 Millionen Dollar die Rede gewesen. Im vierten Quartal werde die UBS
wegen der Strafe einen Verlust von zwei bis 2,5 Milliarden Franken schreiben, teilte das Geldhaus am Mittwoch mit.
Die Strafe ist Bestandteil einer Einigung, welche die Bank mit den Aufsichtsbehörden der USA, Großbritanniens und der Schweiz erzielte. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma zieht bei der UBS unrechtmäßige Gewinne in Höhe von 59 Millionen Franken ein. Die Bank habe in schwerer Weise gegen Schweizer Finanzmarktgesetze verstoßen, teilte die Finma mit. Auch UBS Japan wird sich den Angaben zufolge in einem Punkt schuldig bekennen.
Die UBS und andere Banken sollen den Libor zu ihren Gunsten beeinflusst haben. Der einmal täglich in London ermittelte Zinssatz zeigt an, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Im Juni hatte die britische Bank Barclays
als erstes Institut Fehler eingeräumt und mehr als 450 Millionen Dollar Strafe an die Regulierer gezahlt.
Was wusste Geithner?
Von den Manipulationen könnte US-Finanzminister Timothy Geithner laut einem Bericht der "Financial Times" (FT) bereits vor Jahren gewusst haben. Als Chef der New Yorker Notenbank soll er 2008 von einem hochrangigen Kollegen in einer E-Mail vor den verfälschten Berichten der Banken gewarnt worden sein.
Die Verantwortlichen würden ihre Angaben zum Zinssatz "mit ihrem Boss absprechen, um sicherzugehen, dass sie zu ihren Derivate-Positionen passen", zitiert die "FT" aus der Nachricht. Die Finanzinstrumente orientierten sich häufig an dem Leitzins. Wenige Tage nach Erhalt der E-Mail empfahl Geithner dann den britischen Notenbank-Kollegen eine Reform des Libor.
In den USA läuft derzeit eine großangelegte Untersuchung des Libor-Skandals. Die New Yorker Fed veröffentlichte im Juli zahlreiche interne Dokumente, laut denen es frühzeitig einen Betrugsverdacht gab. So schrieb ein hochrangiger Mitarbeiter laut "FT" im Mai 2008, beim Libor könne es einen "Anreiz zum Lügen" geben, falls Banken eine hohe Zahl von Derivaten besäßen, die an den Libor gekoppelt sind.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Reuters, UBS habe sich auf eine Strafzahlung von 1,4 Milliarden Dollar geeinigt - tatsächlich sind es aber 1,4 Milliarden Franken. Reuters hat die Angaben inzwischen korrigiert. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
dab/Reuters