Strafzölle US-Firmen in China leiden unter Handelskonflikt
In China spüren US-Unternehmen bereits die Auswirkungen des Handelsstreits beider Länder. Um die Zölle aus Amerika zu vergelten, hat Peking viele Möglichkeiten: eigene Strafzölle, Schikanen oder sogar ein Warenboykott.
Ein Handelskrieg zwischen den USA und China würde die Zusammenarbeit der beiden größten Volkswirtschaften schwer treffen - mit Auswirkungen auf den Rest der Welt. Nicht nur die globalen Lieferketten dürften darunter leiden, sondern vor allem auch die in China tätigen amerikanischen Unternehmen.
"Es gibt keine Gewinner in einem Handelskrieg", sagte der Präsident der Amerikanischen Handelskammer, William Zarit. Eine Lösung ist derweil nicht in Sicht: Chinas Staatsmedien äußerten scharfe Kritik an der Regierung von Präsident Donald Trump und warfen ihr Wortbruch vor, indem sie Vereinbarungen in vier Runden von Verhandlungen über die Handelsprobleme nicht eingehalten habe.
"Die Wolken am Horizont", hatte die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, gewarnt, "werden mit jedem Tag dunkler". "Die größte und dunkelste Wolke, die wir sehen, ist die Verschlechterung der Zuversicht", sagte sie jüngst zu den Gefahren für die Weltwirtschaft.
"Unsere Unternehmen spüren den Druck"
Die in China ansässigen US-Firmen seien sehr besorgt, dass sie Ziel chinesischer Vergeltung werden könnten. "Wir ermutigen sie und helfen ihnen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten", sagte Zarit. "Fast 80 Prozent der befragten Mitglieder der Kammer sagten, dass Zölle ihre Arbeit in China in gewissem Maße beeinträchtigen könnten - auch wenn noch nicht gesagt werden kann, wie weit."
Die psychologischen Folgen des Handelsstreits seien für die US-Betriebe im Land bereits erkennbar. "Unsere Unternehmen spüren den Druck", sagte Zarit. "Es ist wichtig, festzuhalten, dass nicht nur amerikanische und chinesische Unternehmen von einem anhaltenden Handelskrieg betroffen sein werden." Firmen und Verbraucher aus der ganzen Welt hätten darunter zu leiden.
Die US-Handelskammer in China lehnt die von Trump bereits eingeführten und noch angedrohten Strafzölle auf chinesische Importe ab. Aber die Probleme wie ungerechten Wettbewerbsbedingungen, unter denen die US-Unternehmen in China leiden, und das wirtschaftliche Ungleichgewicht müssten beseitigt werden, sagte auch Zarit.
Chinesische Staatsmedien verschärfen den Ton
Wegen des großen Handelsdefizits der USA verhängt Trump gerade Strafzölle gegen China, die EU, Japan, Kanada und Mexiko. Nach einem ersten Aufschlag von 25 Prozent auf chinesische Importe mit einem Volumen von 34 Milliarden Dollar sollen diesen Monat weitere Abgaben auf chinesische Einfuhren im Wert von 16 Milliarden folgen. Bis Ende August droht Trump zudem mit Sonderzöllen von zehn Prozent auf Waren aus China im Wert von 200 Milliarden Dollar. Damit wäre die Hälfte aller Importe aus China betroffen. Trump denkt sogar an Strafzölle auf alle chinesischen Einfuhren von rund 500 Milliarden US-Dollar.
Es gibt Befürchtungen, dass jetzt in China eine Kampagne gegen US-Unternehmen wie 2017 gegen südkoreanische Firmen gestartet werden könnte. Auslöser war damals Seouls Entscheidung, ein US-Raketenabwehrsystem zu stationieren, das sich zwar gegen Nordkorea richtete, aber auch von China als Bedrohung empfunden wurde. Zarit verwies auf Äußerungen der chinesischen Regierung, im Handelsstreit die Rechte und Interessen "aller Unternehmen in China" schützen zu wollen. "Wir erwarten, dass China sein Versprechen einhält."
Chinas Staatsmedien haben unterdessen ihre Kritik an Äußerungen von US-Regierungsvertretern verschärft, die China die Schuld am Stillstand der Handelsgespräche geben. Vielmehr sei das Weiße Haus verantwortlich für den Zusammenbruch der Verhandlungen, indem es frühere Zusagen nicht eingehalten und den Handelskrieg angezettelt habe, kommentierte die "Global Times", die vom kommunistischen Parteiorgan "Volkszeitung" herausgegeben wird.
China sei ein starkes Land und werde sich den USA nicht unterwerfen. "China hat bereits entschieden, die Herausforderung aus Washington anzunehmen, und ist bereit für einen langwierigen Handelskrieg, der viele Jahre dauern könnte", schrieb der Kommentator. "China wird keine Bedingungen für einen Waffenstillstand akzeptieren, der nur das Land erniedrigt und dessen Souveränität aufgibt."
apr/dpa