EADS und BAE Mega-Deal in Rüstungsindustrie steht vor dem Aus
Die geplante Fusion von EADS und BAE ist nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen praktisch gescheitert. Die entscheidende Verhandlungsrunde der beteiligten Staaten endete ohne Ergebnis. Hintergrund ist ein Streit zwischen den beteiligten Ländern Frankreich, Großbritannien und Deutschland.
Berlin - Es sollte der größte Rüstungskonzern der Welt sein, eine Fusion von EADS und BAE Systems. Doch nun sind die Verhandlungen offensichtlich geplatzt: Die drei beteiligten Regierungen Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens konnten sich am Freitagnachmittag nicht darauf einigen, welche Staatsanteile sie in einem künftigen Firmengebilde halten dürfen.
Aus Regierungskreisen verlautete, dass es zuletzt die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens waren, die sich nicht verständigen konnten. London wollte in jedem Fall verhindern, dass einer der drei Staaten mehr als zehn Prozent am künftigen Unternehmen halten würde. Doch die französische Seite beharrte darauf, mehr als zehn Prozent Anteile zu behalten. Die Regierung von Staatschef Hollande wollte sich zudem unbedingt die Option offen halten, noch mehr Anteile an dem neuen Unternehmen zu kaufen.
"Wir haben unsere Bedingungen genannt", sagte Hollande am Freitagabend nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP. Nun liege es an den Unternehmen, ihre Verhandlungen im Wissen um die französische Position fortzusetzen. Als Punkte für Frankreich nannte Hollande Kapitalanteil, Standorte und Sicherung der Rüstungsindustrie. Zu konkreten Einzelforderungen sagte der Präsident aber nichts.
Die Bundesregierung wollte für mehr als drei Milliarden Euro Anteile erwerben, die eine Beteiligung von neun Prozent ausgemacht hätten. "Briten als auch die Franzosen haben dieser Position zugestimmt", sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Regierungsbeamter.
Die beiden betroffenen Unternehmen EADS
und BAE Systems
sind über das Scheitern der Verhandlungen informiert worden. Sie haben nun die Möglichkeit, ihre Fusionspläne aufzugeben. Andernfalls können sie an der britischen Börse beantragen, noch eine Verlängerung für ihre Fusionsverhandlungen genehmigt zu bekommen. Dann müssten die Konzerne allerdings weitere Angebote an die Regierungen machen, damit der Zusammenschluss doch noch zustande kommt.
EADS teilte auf Anfrage mit, man sei von den Regierungen über den Stand der Diskussionen informiert worden. "Aber uns ist zu keiner Zeit vermittelt worden, dass der Deal gescheitert sei." EADS arbeite mit BAE weiter auf den Termin am 10. Oktober hin, bis zu dem nach britischen Recht ein Zwischenergebnis vorliegen muss. Von BAE Systems hieß es: "Wenn der Deal gescheitert wäre, dann würde BAE das mitteilen." Die französische Regierung wollte sich nicht äußern.
Mit Material von dpa und AFP