WestLB Staatsanwälte ermitteln gegen Ex-Chef Fischer
Der Zockerskandal bei der WestLB ist größer als bislang bekannt: Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt auch gegen Ex-Institutschef Thomas Fischer - dieser könnte bei massiven Fehlspekulationen des Geldhauses mit VW-Aktien im Jahre 2007 seine Auskunftspflichten verletzt haben.
Düsseldorf - Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt gegen Thomas Fischer, den ehemaligen Vorstandschef der WestLB. Behördensprecher Johannes Mocken bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht der "Rheinischen Post". Fischer stehe im Verdacht, bei verlustreichen Spekulationsgeschäften im Jahre 2007 seine Auskunftspflichten gegenüber dem Aufsichtsrat verletzt zu haben.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen des Verdachts der Untreue zu Lasten der Landesbank. Es geht um Anfang 2007 aufgeflogene Spekulationsgeschäfte mit BMW- und VW-Aktien. Zwei inzwischen entlassene Händler der Bank sollen jahrelang im Eigenhandel mit Aktien spekuliert haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler sollen die beiden interne, vom Vorstand beschlossene Obergrenzen für Spekulationen mit VW-Aktien nicht beachtet haben. Ziel sei es gewesen, den Kursrückgang zu bremsen, um Risiken und Verluste zu verschleiern.
Die Beamten ermitteln nach eigenen Angaben gegen 14 Personen, darunter sieben damalige Vorstandsmitglieder und die beiden Aktienhändler. Zwei dieser Vorstände sind nach den Angaben Mockens noch im Amt. Eine Reihe von Befragungen steht nach Angaben der Ermittler noch aus. Laut "Süddeutsche Zeitung" haben die Ermittler noch nicht entschieden, ob und gegen wen Anklage erhoben werde. Nur bei den beiden Aktienhändlern ist dies laut Angaben aus Justizkreisen ziemlich sicher.
Wegen der Fehlspekulationen hatte die WestLB im Jahr 2007 rund 600 Millionen Euro verloren und war in die Krise geraten. Die Düsseldorfer Landesbank, die bei anderen Geschäften Risiken in Milliardenhöhe angehäuft hat, ist heute ein Sanierungsfall.
Die WestLB hatte den Aktienhändlern im April 2007 gekündigt und sie wegen Veruntreuung von Bankvermögen, Manipulation und Insidergeschäften angezeigt. Eine noch ausstehende Sonderzahlung in Höhe von einer Million Euro an einen der beiden Händler wurde gestoppt. Der Mann hatte nach Informationen der "SZ" zwischen 2000 und 2006 rund 4,75 Millionen Euro an Boni kassiert.
Aus Sicht des beschuldigten Händlers stellt sich die Sache ganz anders dar. In der WestLB habe Druck geherrscht, die Profitvorgaben zu erfüllen. Als man beim Handel mit VW-Aktien mehr und mehr Geld verloren habe, sei aus dem Vorstand die Direktive gekommen, weitere Defizite im Hinblick auf das Quartalsergebnis auf jeden Fall zu vermeiden. Er selbst sei lediglich "Bauernopfer", sagte der Mann.
ssu/AP