Ein Sturm rauscht gerade auf Deutschland zu. Mit einem digitalen Globus lässt sich sein Lauf live verfolgen. Ein faszinierender Atlas zeigt alle Winde und Temperaturen auf Erden - er offenbart auch den Antrieb der weltweiten Luftströmungen.
Sie wollen wissen, wie das Wetter wird? Schauen Sie doch selbst! Aber nicht auf die üblichen Wetterkarten, auf denen die Dynamik der Luft zu einem statischen Zeichenmysterium aus Strichen und Linien erstarrt. Drehen Sie den neuen Globus (bitte im Firefox- oder Crome-Browser öffnen!), der jeden Sturm zeigt, der gerade über die Erde tobt. Der Atlas offenbart das weltumspannende Windsystem, er gibt Einblick in die Ursachen der mächtigen Luftturbinen.
Derzeit bietet die Animation einen bedenklichen Anblick: Ein grellgrüner Wirbel flimmert über dem Nordatlantik, er nähert sich Europa - und bringt Sturm: Vor allem in Westeuropa erwarten Meteorologen in den kommenden Tagen starken Wind. Auch über Deutschland werden heftige Böen fegen, warnen Wetterdienste. Die Animation des US-amerikanischen Programmierers Cameron Beccario zeigt, wie sich das Unwetter zusammenbraut, quasi als Live-Übertragung.
Die Erde hat ein Leckund andere rätselhafte Phänomene unseres Planeten.
DVA; 192 Seiten; 16,99 Euro.
- Bei Amazon bestellen.
- Bei Thalia bestellen.
Knatternde Segel
Europa liegt eher ungünstig, wie bereits ein flüchtiger Blick auf den Globus offenbart. Es befindet sich mitten auf einer Westwind-Autobahn; immer wieder formen sich kräftige Sturmwirbel. Ein zweiter Blick verrät eine erstaunliche Symmetrie: Auf der Südhalbkugel liegt in ähnlichen Breiten ein weiterer Westwindgürtel. Seeleute fürchten die "Roaring Forties", also die Brüllenden Vierziger, die zwischen dem 40. und 50. südlichen Breitengrad ihre Segel heftig knattern lassen; besonders bei Kap Horn vor Südamerika und dem Kap der Guten Hoffnung vor Südafrika.
Der Antrieb der globalen Windmaschine liegt am Äquator. Dort steht die Sonne senkrecht, heizt besonders stark. Die erwärmte Luft dehnt sich und steigt auf. In der Hitze verdunsten gigantische Mengen Feuchtigkeit, Wolkentürme wachsen. Ihre Regenmassen düngen die üppigen Dschungel der Tropen.
In der Höhe aber schiebt sich die Luft nach Nord und Süd. Ihre Feuchtigkeit hat sie nun verloren. Nachdem sie viele Kilometer über der Erde abgekühlt ist, sich dabei zusammenzieht und schwerer wird, sinken über den Subtropen trockene Luftmassen ab. Die ausgedehnte Wüste der Sahara in Nordafrika, der Atacama in Südamerika oder in halb Australien sind das Ergebnis.
Der Trick des Kolumbus'
Der Wind-Globus zeigt, was darauf folgt: Die Luft strömt zurück an den Äquator, wo die aufsteigenden Luftmassen quasi eine Lücke hinterlassen haben. In die Lücke hinein weht der konstanteste Wind auf Erden: der Passat. Kolumbus, andere Entdecker und die Handelmarine machten ihn sich zunutze, weil er ihre Segelschiffe rasch von Osten nach Westen trieb. In Gegenrichtung hingegen war mit den Booten beschwerliches Kreuzen nötig.
Hunderte kleine grüne Striche auf dem Wind-Globus beweisen die gemäßigte Stärke des Passats und seine Konstanz. Nur weites Land bremst den Passat. Über der gesamten Erde bläst er aus den Subtropen Richtung Äquator. Er kann aber nicht den direkten Weg nach Süden nehmen: Weil sich die Erde unter der Luft wegdreht, strömt sie schräg zum Äquator: Auf der Südhalbkugel aus Südosten, auf der Nordhälfte aus Nordosten.
In die Zange genommen wird das globale Windsystem von kalten Luftmassen über den Polen. Ihre Kälte macht sie schwer, so dass sie absinken. Der hohe Druck presst die Luft in niedrigere Breiten. Dort trifft die Front aus den Polen, die sogenannte Polarfront, auf milde Luft aus dem Süden - ihre Vereinigung erzeugt die Sturmwirbel der Westwindzone.
Überraschende Entgleisungen
Die Polarluft erwärmt sich über dem Meer und steigt hoch. Von der Erddrehung wird die aufsteigende Luft in die Kurve gezwungen, so dass sich Tiefdruckwirbel bilden, die oft zu Stürmen reifen. Auf der Westwind-Autobahn treiben sie nach Europa - wie es derzeit eindrucksvoll auf dem Wind-Atlas zu beobachten ist.
Besonders im Herbst und Winter drehen die Winde auf: Dann ist der Temperaturunterschied zwischen dem kalten Norden und dem Süden besonders groß, so dass verstärkt Luft in die Tiefdruckgebiete gesogen wird. Die aufsteigende Luft kühlt ab, Feuchtigkeit kondensiert zu Regenwolken.
Der Wind-Globus offenbart auch die Entgleisungen des planetaren Windsystems: Mitunter bläst es in der Westwindzone aus Osten, beispielsweise wenn extreme Kälte über Russland Luft nach Europa fächert. Manchmal stockt sogar der Passat. Denn zufällige Temperaturschwankungen können den globalen Strömungsorganismus durcheinanderbringen und lokale Windwirbel erzeugen. Doch wer die animierten Luftströmungen länger betrachtet, erkennt, dass sie mehr sind als Wettervorhersage. Vielleicht sind sie doch Kunst.
Sehen Sie hier die aktuellen Luftströmungen auf der ganzen Welt (im Firefox- oder Crome-Browser öffnen).
...kann ich die anderen Parameter einstellen? Wind in großer Höhe, Temperatur etc? Ich hab ein bisschen rumgeprokelt, aber erhalte immer "no data". Und irgendwo anders erklärt ist es auch nicht. Hat jemand etwas gefunden dazu?