Beben nach Erdwärmeprojekt Gericht spricht Schweizer Geologen frei
Gleich mehrfach hatte die Erde unter Basel vor rund drei Jahren gebebt - offenbar wegen einer Geothermie-Bohrung. Nun hat ein Gericht den zuständigen Geologen freigesprochen. Das Projekt ist trotzdem nicht mehr zu retten.
Basel - Markus Häring, 57, ist Geologe und Geschäftsführer der Firma Geothermal Explorers Ltd - und stand in der Schweiz als einziger Angeklagter in einem Prozess um mehrere Erdbeben vor Gericht, die vor rund drei Jahren die Stadt Basel und Umgebung erschüttert haben. Das stärkste hatte am 8. Dezember 2006 immerhin eine Magnitude 3,4. Weitere Beben folgten.
Als Auslöser der Erdstöße gilt eine Erdwärmebohrung, für die Häring als Projektleiter zuständig war. Die Staatsanwaltschaft in Basel hat ihm Sachbeschädigung mit großem Schaden und Verursachung einer Überschwemmung oder eines Einsturzes vorgeworfen - und eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten auf Bewährung gefordert. Doch jetzt wurde Häring freigesprochen: Er habe nicht vorsätzlich gehandelt, befanden die Richter. Häring selbst hatte die Anklage als haltlos und absurd zurückgewiesen. Nach dem Urteil zeigte er sich erleichtert: Er könne nun wieder seiner Arbeit nachgehen.
Die Beben waren durch Bohrungen für das Erdwärmeprojekt "Deep Heat Mining" im Basler Stadtteil Kleinhüningen ausgelöst worden. Dabei sollte Wasser in fünf Kilometer Tiefe verpresst werden, wo es durch die dort herrschenden höheren Temperaturen aufgewärmt worden wäre. Der Kanton Basel-Stadt hat das Geothermie-Projekt inzwischen endgültig abgebrochen. Eine Risikoanalyse hatte ergeben, dass mit weiteren Gebäudeschäden in zweistelliger Millionenhöhe zu rechnen gewesen wäre.
Damit die Risiken noch besser eingeschätzt werden können, beginnt Anfang des nächsten Jahres das europäische Forschungsprojekt "Geiser" (Geothermal Engineering Integrating Mitigation of Induced Seismicity in Reservoirs). Ernst Huenges, Professor am Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam, leitet das Projekt, an dem unter anderem die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich beteiligt ist. Ziel ist es herauszufinden, inwieweit Geothermieanlagen Erdbeben auslösen können.
In Deutschland lag die Gesamtleistung der Geothermie im vergangenen Jahr bei 2,5 Milliarden Kilowattstunden. Allerdings wird der Markt bisher von oberflächennahen Wärmepumpensystemen dominiert, die einzelne Häuser mit Energie versorgen. Anhänger der Technik hoffen, dass die Tiefengeothermie - trotz Zwischenfällen wie in Basel oder im badischen Staufen - an Bedeutung gewinnt. In Hannover zum Beispiel treibt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe eine Bohrung in die Tiefe. Sie soll das Behördengebäude ab dem Jahr 2013 mit Wärme versorgen.
chs/AP