Forschungsprojekt US-Militär entwickelt App-Steuerung für Heli-Drohne
Ein Tablet, eine App und eine kurze Einweisung sollen künftig genügen, um Hubschrauber zu steuern. US-Militärs wollen mit solchen autonom fliegenden Geräten Nachschub an die Front bringen. Hobbypiloten kennen so etwas schon lange.
Amerikanische Militärforscher haben eine Technik entwickelt, mit der ungeübte Soldaten einen autonom fliegenden Transporthubschrauber per App dirigieren können, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Eine wenige Minuten lange Einweisung soll ausreichen, um auch völligen Anfängern beizubringen, wie man die komplizierte Flugmaschine ans Ziel steuert.
In Krisengebieten wie Afghanistan nutzen die USA bereits seit Jahren Helikopterdrohnen, um Nachschub und Material in entlegene Gebiete zu bringen. Die Technik wurde eingeführt, nachdem konventionelle Konvois immer wieder überfallen worden waren. Allerdings sind die derzeit genutzten Fluggeräte vom Typ K-Max schwer zu handhaben. Jeder Flug muss detailliert vorgeplant und eine Route erstellt werden. Die eigentliche Steuerung der Spezialhubschrauber übernehmen hochqualifizierte Drohnen-Piloten.
Das neue Forschungsprojekt des Naval Research Laboratory soll diese Hürden beseitigen. Zum einen sei das gesamte Steuerungssystem in einem rund 45 Kilogramm schweren Kasten untergebracht, der offiziellen Angaben zufolge jeden Drehflügler in eine nahezu autonome Flugmaschine umwandeln kann, so Reuters. Zum anderen könne ein solcher Helikopter von einem einfachen Tablet-Computer aus gesteuert werden.
Die Steuersoftware basiere auf einer topografischen Geländekarte, um die herum Knöpfe angeordnet sind, mit denen der Drohne Befehle erteilt werden können. So könnten die Soldaten am Boden das Fluggerät zu einem vorbereiteten Landeplatz leiten oder es um gefährliche Gebiete herumlotsen, indem sie virtuelle Flugverbotszonen einrichten. Die eigentlichen Flugmanöver und die übrige Flugsteuerung übernehmen die Steuerungscomputer der Drohne selbst.
Europäer entwickeln ähnliche Technik
An einer ähnlichen Technik arbeitet auch die EADS-Tochter Eurocopter. Sie demonstrierte vor etwa einem Jahr den Prototyp eines autonom fliegenden Mehrzweck-Hubschraubers vom Typ EC 145. Wie bei dem US-Projekt dient auch hier ein Elektronikkasten dazu, aus einem scheinbar normalen Hubschrauber eine Drohne zu machen.
Bei Eurocopter ist die Elektronik mit 70 Kilo allerdings etwas schwerer. Dafür könne bei Bedarf auch ein Pilot im Cockpit das Ruder übernehmen. Dafür müsse man praktisch nur einen Schalter umlegen. Auch die europäische Variante sei vor allem für sogenannte DDD-Missionen ausgelegt, also Einsätze, die "dangerous, dull, dirty" sind - "gefährlich, monoton, schmutzig".
Geld für vier Jahre
Im Privatbereich ist eine ähnliche Technik übrigens schon lange etabliert. Hobby-Drohnen wie die des französischen Herstellers Parrot lassen sich bequem und ohne lange Einlernzeit vom Tablet oder Smartphone aus steuern und auf Knopfdruck sicher landen. Ihr Flugradius ist allerdings auf die Reichweite des genutzten W-Lans begrenzt - meist rund 50 Meter -, und ihre Akkus halten kaum mehr als 20 Minuten. Für den militärischen Einsatz viel zu wenig.
Einsatzbereit ist aber weder das europäische Modell noch die amerikanische Variante. Von den Firmen Lookheed Martin und Aurora Flight Sciences seien bislang zwei verschiedene Steuerungsmodule entwickelt worden, die man in drei verschiedenen Helikoptern getestet habe, so Reuters. Zur Not könne man sie binnen ein bis zwei Jahren zur Einsatzreife bringen, wird US-Konteradmiral Matthew Klunder zitiert. Wahrscheinlicher aber ist, dass es etwas länger dauern wird. Die Finanzierung des Projekts ist jedenfalls für die nächsten vier Jahre gesichert.
mak/Mit Material von Reuters