Materieschleuder Riesenteleskop zeigt speiendes Schwarzes Loch
Mit dem größten Teleskop in der Geschichte der Astronomie haben Forscher ein riesiges Schwarzes Loch aufgenommen. So wollen sie gigantische Materieströme in dessen Umfeld genauer untersuchen.
Dank eines virtuellen Superteleskops sind einem internationalen Forscherteam die bislang detailreichsten Beobachtungen eines Materie ausspuckenden Schwarzen Lochs gelungen. Die Untersuchung biete einen einmaligen Einblick in die Entstehung sogenannter Jets, teilte das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn mit. Mit Jets schleudern gigantische Schwarze Löcher Materie zurück ins All.
Die meisten Galaxien haben ein gigantisches Schwarzes Loch im Zentrum. Bei vielen von ihnen sind Jets beobachtet worden, in denen fast lichtschnelles Plasma senkrecht aus dem Materiestrudel des Schwarzen Lochs hinausschießt. Die Entstehung dieser Jets ist weitgehend ungeklärt.
Um der Lösung näherzukommen, haben Astronomen mehrere Radioteleskope auf der Erde und im Weltall zu einem virtuellen Superteleskop mit 350.000 Kilometern Durchmesser zusammengeschaltet - das entspricht fast dem Abstand der Erde zum Mond. "RadioAstron", das die Forscher im Fachmagazin "Nature" beschreiben, ist damit das größte Teleskop in der Geschichte der Astronomie. Mit dem Riesenteleskop nahmen die Forscher das gigantische Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie Perseus A ins Visier, die die Katalognummer NGC 1275 trägt.
Wachstum von Jets in einer frühen Phase verfolgen
"Das Ergebnis war erstaunlich. Es zeigt sich, dass die gemessene Breitenausdehnung des Jets wesentlich größer ist als von den zurzeit favorisierten Modellen zur Jetentstehung zu erwarten wäre", sagt der Hauptautor der Studie, Gabriele Giovannini vom Nationalen Institut für Astrophysik (INAF) in Italien. "Der Jet in NGC 1275 ist seit gut zehn Jahren aktiv und immer noch in seiner Ausformung begriffen", ergänzt Ko-Autor Masanori Nakamura von der Academia Sinica in Taiwan. "Das bietet eine einzigartige Gelegenheit, das Wachstum des Jets an einem Schwarzen Loch in einer sehr frühen Phase zu verfolgen."
Dank des virtuellen Superteleskops lasse sich in der 230 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie die Struktur des Jets in einer bislang unerreichten Detailgenauigkeit von zwölf Lichttagen abbilden, erläutert Ko-Autor Anton Zensus vom Bonner Institut, das mit seinem Radioteleskop in Effelsberg an der Untersuchung beteiligt war.
Zwölf Lichttage sind die Distanz, die das Licht in zwölf Tagen zurücklegt. Damit ist den Astronomen eine zehnmal bessere räumliche Auflösung gelungen als bisher möglich war. Zum Vergleich: Der nächste Nachbarstern der Sonne in unserer Galaxie ist etwa vier Lichtjahre entfernt.
jme/dpa