Acht Milliarden – Der Auslands-Podcast Krieg in der Ukraine?
Mögen Sie politische Thriller?
Entscheidender Moment in diesen Geschichten: Die Erkenntnis des Publikums, dass hinter dem Vorhang der bisherigen Erzählung eine ganz andere Wahrheit steckt. Bis die wahren Motive, Verstrebungen und Ziele offenbart werden, müssen wir beobachten und versuchen, unsere Ahnungen und Überlegungen mit den Hinweisen in Einklang zu bringen. Das Wort »Suspense« bezeichnet diesen spannenden Zustand treffend.
Aushaltbar, wenn man dieses Gefühl als Zuschauer der Weltpolitik erleben darf; furchtbar, wenn man in der Ukraine lebt. In dem Staat, um dessen Schicksal sich momentan der gefährlichste Politthriller der Gegenwart dreht, weil ein Angriff Russlands als reales Szenario erscheint. Auftritt der Unterhändler: Gleich drei wichtige Gesprächsrunden fanden diese Woche statt, und die Akteure in dieser Szenerie gaben ihr Bestes, die Spannung aufrechtzuerhalten.
»Für Putin ist das Mittel der Angst das zentrale Element, um Politik zu machen«, analysiert Christina Hebel, SPIEGEL-Korrespondentin in Russland, »wird er eine Offensive starten? Ich weiß es nicht und ich habe manchmal den Eindruck, dass die Diplomaten in Moskau das auch nicht wissen.«
Auch in den USA, deren Experten mutmaßten, dass eine Attacke Russlands sogar schon Ende Januar oder Anfang Februar erfolgen könne, will man die Möglichkeit eines neuen Krieges in Europa nicht mehr ausschließen. Mit Folgen für die ganze Welt.
»Es ist den Russen eben doch zuzutrauen, dass sie unter irgendeinem Vorwand einmarschieren, und dann haben die Amerikaner und die Europäer ein massives Problem«, sagt Washington-Korrespondent Roland Nelles, »und das würde natürlich zu einer massiven Krise in Europa führen, mit erheblichen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, und das will natürlich keiner im Westen«.
Stets einen gepackten Koffer bereithalten
Mittendrin: Die Ukraine, deren Regierung noch nicht einmal an den Gesprächen über die Zukunft des eigenen Landes teilnehmen darf. Und deren Bewohner seit der russischen Annexion der Halbinsel Krim 2014 und der seitdem andauernden Kämpfe in der ostukrainischen Donbass-Region mit der Angst vor einer russischen Invasion leben müssen. Vor Kurzem empfahl Kiews Stadtverwaltung ihren Bürgerinnen und Bürgern, stets einen gepackten Koffer für diesen Fall bereitzuhalten.
»Ich glaube, fast alle hier haben einen Plan dafür«, berichtet SPIEGEL-Redakteurin Lina Verschwele aus der ostukrainischen Stadt Charkiw, »und die meisten wissen zumindest, wo ihre persönlichen Dokumente liegen«.
Wie wahrscheinlich ist also ein Krieg in der Ukraine nach dieser Woche? Wie schnell kann aus dem diplomatischen Thriller ein realer Konflikt entstehen? Und welche Motive lauern hinter der diplomatischen Fassade? Diesen Fragen geht »Acht Milliarden« in dieser Woche nach.
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