Ägypten Früherer Militärchef und Sisi-Förderer Tantawi ist tot

20 Jahre lang war er unter Diktator Mubarak Verteidigungsminister, dann übernahm er nach dessen Sturz selbst kurz die Macht. Nun ist Hussein Tantawi in Ägypten gestorben. Sein Zögling: der neue Machthaber Sisi.
Ägyptens ehemaliger Militärchef Hussein Tantawi

Ägyptens ehemaliger Militärchef Hussein Tantawi

Foto: AMR NABIL / AFP

Der frühere ägyptische General Mohammed Hussein Tantawi und Mentor von Machthaber Abdel Fattah el-Sisi ist gestorben. Das vermeldeten ägyptische Medien unter Berufung auf die Regierung in Kairo. Der ehemalige Chef der ägyptischen Streitkräfte starb demnach im Alter von 85 Jahren in einem Kairoer Krankenhaus.

Sisi lobte Tantawi nun als »einen der loyalsten Söhne« des ägyptischen Militärs. Er sei mit »Weisheit den Gefahren begegnet, die Ägypten umzingeln«, heißt es in einem offiziellen Statement aus dem Präsidentenpalast.

Wichtige Figur im ägyptischen Machtgefüge

Tantawi galt als wichtige Figur im Machtgefüge Ägyptens – sowohl unter Langzeitherrscher Husni Mubarak als auch später im Regime des neuen Herrschers Sisi.

Unter Mubarak war Tantawi zunächst 20 Jahre lang Verteidigungsminister, nach dem Sturz des Diktators im Februar 2011 wurde Tantawi kurzzeitig zum mächtigsten Mann Ägyptens. Er leitete den Militärrat, der das Land 17 Monate lang regierte. In der Zeit zeichnete sich bereits ab, was später unter dem neuen Herrscher Sisi wieder Alltag wurde: Demonstrationen wurden verboten, Oppositionelle verhaftet.

Im August 2012 setze Mursi – der bei den ersten freien Wahlen im Land gewählte Präsident aus dem Islamisten-Lager – Tantawi ab und übertrug dem Tantawi-Zögling Sisi den Posten als Chef der Streitkräfte. 2013 wurde Sisi nach einem Putsch selbst Präsident.

Menschenrechtsaktivisten werfen seiner Regierung seit Jahren vor, Kritikerinnen und Aktivisten ohne Grund zu verfolgen und einzusperren. Die ägyptische Regierung ist in den vergangenen Jahren hart gegen Kritiker vorgegangen und hat Tausende Menschen inhaftiert, vor allem Extremisten, aber auch säkulare Aktivisten, die am Aufstand des Arabischen Frühlings 2011 beteiligt waren. Viele Menschen sollen spurlos in Foltergefängnissen verschwunden sein.

Auch Journalisten wurden ins Visier genommen, Dutzende wurden inhaftiert und einige des Landes verwiesen. Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten gehört Ägypten zusammen mit der Türkei und China zu den Ländern, in denen weltweit die meisten Journalisten im Gefängnis sitzen.

mrc
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