Medienberichte Britische Regierung will Migrantenboote im Ärmelkanal künftig zur Umkehr zwingen

Der britische Grenzschutz patrouilliert nahe Dover
Foto: Victoria Jones/ dpaBritische Patrouillen sollen Berichten zufolge Boote mit Schutzsuchenden künftig aus den eigenen Gewässern im Ärmelkanal zurückweisen, statt sie an die englische Küste zu geleiten. Die britische Innenministerin Priti Patel habe eine entsprechende Anweisung an die Grenzschutzbehörde gegeben, berichteten mehrere Medien, darunter BBC und der »Telegraph« , übereinstimmend unter Berufung auf Regierungskreise.
Ein Treffen zwischen Patel und ihrem französischen Amtskollegen Gérald Darmanin zu dem Thema war am Mittwoch ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen. Im Anschluss hatte die Politikerin getwittert, dass ein Stopp der Überfahrten »absolute Priorität« für die Briten hätte.
Today I held constructive talks with French Interior Minister @GDarmanin on tackling illegal migration across the Channel.
— Priti Patel MP (@pritipatel) September 8, 2021
I made clear that delivering results and stopping crossings were an absolute priority for the British people.#G7UK 🇬🇧 🇫🇷 pic.twitter.com/UHVxbvhjJK
Der britische Premierminister Boris Johnson hatte zuvor angekündigt, »jede mögliche Taktik, die uns zur Verfügung steht«, zu nutzen, um die Überquerungen der Meerenge zu stoppen. Ob eine Einigung mit Frankreich möglich ist, ist jedoch unklar.
Anstieg der Überquerungsversuche
Auch Experten halten die Zurückweisung von Booten ohne Kooperation der französischen Behörden jedoch in der Praxis kaum für umsetzbar. Die Taktik berge zu viele Gefahren angesichts der oft kaum seetüchtigen Boote, mit denen die Migranten unterwegs sind. Seit dem Brexit können britische Behörden illegal eingereiste Asylbewerber nicht mehr ohne Weiteres an EU-Länder zurückgeben.
Warmes Wetter hatte in den vergangenen Tagen zu einem Anstieg der Überquerungsversuche geführt. Allein am Montag sollen dem britischen Innenministerium zufolge 785 Menschen in kleinen Booten über den Ärmelkanal nach England gefahren sein. Insgesamt sind der BBC zufolge in diesem Jahr bereits mehr als 13.000 Menschen über die Meerenge nach England gelangt. Im gesamten Jahr 2020 waren es 8400 Menschen, die auf diesem Weg nach Großbritannien reisten.
In der Vergangenheit versuchten Fliehende, bei Calais mit Fähren oder in Lkw im Tunnel nach Großbritannien zu gelangen. Immer häufiger setzen sie nun auch in Behelfsbooten über.