Kampf um aufständische Region Regierung meldet Stopp des Vormarschs auf Tigray

Dorfbewohner gehen in Tigray an ausgebrannten Lastwagen vorbei
Foto:GIULIA PARAVICINI / REUTERS
Im Konflikt um die umkämpfte Provinz Tigray hat die äthiopische Zentralregierung nach eigenen Angaben das Vorrücken ihrer Streitkräfte gestoppt. Regierungssprecher Legesse Tulu erklärte, das Militär sei angewiesen worden, die von der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) zurückeroberten Gebiete zu halten, aber nicht weiter vorzurücken. Die jüngste Aktion der Regierung sei damit beendet, auch wenn es noch kleinere Auseinandersetzungen in Grenzregionen gebe.
Die TPLF hatte vergangene Woche einen Rückzug aus umkämpften Gebieten des Landes bekannt gegeben und eine Aufnahme von Friedensgesprächen angeboten. Die Zentralregierung in Addis Abeba bezeichnete das Angebot jedoch als taktisches Manöver. Dennoch gilt der blutige Konflikt damit fürs Erste als beruhigt.
Konflikt im Vielvölkerstaat
Der Konflikt zwischen der Zentralregierung um Premier und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed (lesen Sie hier mehr) und der TPLF, der vor etwa einem Jahr begann, hat sich mittlerweile von Tigray auf weitere Landesteile ausgeweitet. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.
Äthiopien mit seinen 115 Millionen Einwohnern droht durch seit einem Jahr anhaltende Kämpfe zu zerfallen: Regierungschef Abiy kam 2018 mit dem Versprechen an die Macht, das Land zu reformieren. Er entmachtete die TPLF, die das Land 25 Jahre lang dominiert hatte.
Im Herbst 2020 hielt sie eigenmächtig Wahlen in ihrer Hochburg Tigray ab und griff kurz darauf eine Militärbasis an. Danach begann die Regierung eine Militäroffensive mithilfe des Nachbarlands Eritrea. Seither wurden Tausende Menschen getötet und mehr als zwei Millionen weitere vertrieben.
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen beklagten, dass es durch bürokratische Hemmnisse unmöglich sei, den Menschen in Tigray zu Hilfe zu kommen. Rund 400.000 Menschen sollen dort vom Hungertod bedroht sein. Es gibt kaum Kommunikationsverbindungen in das Konfliktgebiet, der Zugang für Journalisten ist beschränkt.