Bürgerkrieg in Äthiopien Tigray-Rebellen melden Großoffensive aus Eritrea

Die Kämpfe in Nordäthiopien sind wieder aufgeflammt. Nun berichtet die Volksbefreiungsfront in Tigray, dass Eritrea massiv vorrückt. Reguläre Soldaten, Spezialeinheiten und auch Reservisten sind demnach im Einsatz.
Zerstörtes Auto auf einer Straße in Tigray

Zerstörtes Auto auf einer Straße in Tigray

Foto: Ben Curtis / AP

Die Rebellen in der nordäthiopischen Region Tigray werfen Eritrea vor, eine Großoffensive gestartet zu haben. Entlang der gesamten Front sei es zu schweren Gefechten zwischen Regierungstruppen und Rebellen gekommen, teilte Sprecher Getachew Reda auf Twitter mit. Eritrea setze seine gesamte Armee sowie Reservisten ein. Demnach beteiligten sich auch äthiopische Truppen und Spezialeinheiten aus der südlich gelegenen Amhara-Region an der Offensive.

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Vergangene Woche hatte unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Eritrea seine Truppen mobilisiere. Auch Reservisten sollten sich in Kasernen melden.

Eine offizielle Bestätigung der Großoffensive vonseiten Eritreas gibt es bislang nicht. Ein Augenzeuge in Adigrat, einer Stadt unweit der eritreischen Grenze, bestätigte der Deutschen-Presse-Agentur jedoch, dass die Region beschossen werde. Zwei Mitarbeiter von Hilfsorganisationen berichteten Reuters zufolge ebenfalls von heftigen Kämpfen entlang der Grenze, auch von Beschuss eines Vertriebenenlagers am Rande des Dorfes Ziban Gedena. Ob tatsächlich eritreische Truppen beteiligt waren, blieb offen.

Der US-Sonderbeauftragte für das Horn von Afrika, Mike Hammer, sagte, die Vereinigten Staaten hätten Kenntnis von der Überquerung der Grenze eritreischer Truppen und verurteilten dies.

Bereits seit November 2020 herrscht Krieg im Norden Äthiopiens. Nachdem ein Konflikt über die Machtbalance zwischen Bundes- und Regionalregierungen eskaliert war, ließ Abiy Ahmed seine Armee zusammen mit Truppen aus dem Nachbarbundesland Amhara sowie aus dem Nachbarland Eritrea in Tigray einmarschieren. Nach einem fünfmonatigen Waffenstillstand kommt es seit Ende August wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem äthiopischen Militär und der Volksbefreiungsfront in Tigray TPLF, die mehr Autonomie für ihre Volksgruppe fordert.

Uno-Vorwurf: Schwere Menschenrechtsverletzungen

Seit Beginn der Kämpfe wurden den Vereinten Nationen zufolge Tausende Menschen getötet und mehr als zwei Millionen weitere in die Flucht getrieben. Die Uno wirft allen Konfliktparteien schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Schon jetzt sei der Krieg um Tigray »die schlimmste Katastrophe der Welt«, sagte der Chef der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, der selbst aus der Region stammt. Die Lage dort sei furchtbarer als jede andere humanitäre Krise der Welt.

dam/dpa/Reuters

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