Bürgerkrieg in Äthiopien Rebellen aus Tigray sollen Zivilisten hingerichtet haben

Der Bürgerkrieg in Äthiopien eskaliert, nun erhebt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch schwere Vorwürfe gegen Kämpfer der Volksbefreiungsfront von Tigray: Sie sollen Dutzende Zivilisten ermordet haben.
Ein Mann steht in einem wohl von Rebellen niedergebrannten Geschäft

Ein Mann steht in einem wohl von Rebellen niedergebrannten Geschäft

Foto: AMANUEL SILESHI / AFP

Seit mehr als einem Jahr kämpft in Äthiopien die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) mit Regierungstruppen. Nun sollen Mitglieder der TPLF fast 50 Zivilisten hingerichtet haben. In den Orten Chenna und Kobo in der Region Amhara habe man darüber mit Augenzeugen sprechen können, teilte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in einem Bericht mit. Demnach sollen die Hinrichtungen zwischen dem 31. August und dem 9. September stattgefunden haben. In dem eskalierenden Konflikt mit der TPLF wird die Zentralregierung von Milizen aus Amhara unterstützt.

Erschießungskommando soll in Häuser eingedrungen sein

In Chenna sollen dem Bericht zufolge 26 Zivilisten ermordet worden sein, in Kobo 23 Menschen. Ein Augenzeuge bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, in Kobo derartige Hinrichtungen beobachtet zu haben. So habe er am 12. September gesehen, wie drei Männer auf Befehl von acht TPLF-Rebellen ihr Zuhause verlassen mussten. Kurz darauf habe er Schüsse gehört und später die drei Männer tot am Boden liegen sehen.

Die TPLF habe menschliches Leben und Kriegsrecht brutal missachtet, sagte Lama Fakih, HRW-Direktorin für Krisen und Konflikte. Es müsse eine unabhängige Untersuchung der Kriegsverbrechen in Tigray und Amhara geben.

Äthiopien mit seinen rund 115 Millionen Einwohnern galt lange als Stabilitätsanker der Region. Nun droht das Land durch die Kämpfe zu zerfallen, die Zentralregierung ist geschwächt. Der Konflikt zwischen Addis Abeba und der TPLF, der vor etwa einem Jahr in Tigray begann, hat sich mittlerweile auf weitere Landesteile ausgeweitet. Allen Konfliktparteien wird vorgeworfen, schwere Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben.

Regierungschef und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed war 2018 mit dem Versprechen an die Macht gekommen, Äthiopien zu reformieren. Er entmachtete die TPLF, die das Land 25 Jahre lang dominiert hatte. Im Herbst 2020 führte die TPLF eigenmächtig Wahlen in ihrer Hochburg Tigray durch und griff kurz danach eine Militärbasis an. Der Regierungschef begann eine brutale Militäroffensive  mit der Hilfe des Nachbarlandes Eritrea.

muk/dpa
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