Mädchen in Afghanistan dürfen zurück in der Schule - so hatten es die Taliban zumindest angekündigt. Doch am Mittwoch, dem Tag der Wiedereröffnung, kam plötzlich die Kehrtwende. Schülerinnen, besonders aus den älteren Jahrgängen, durften die Klassenzimmer nicht betreten und wurden nach Hause geschickt.
Die 16-jährige Khadija hatte in der Nacht zum Mittwoch kaum ein Auge zugemacht. Zu sehr freute sie sich auf den langersehnten Schulstart. Doch dann der Schock.
Khadija, Schülerin: "Die stellvertretende Schuldirektorin kam, sie weinte. Sie nahm das Mikrofon und sagte, dass sie nicht sprechen könne. Wir alle waren überrascht, warum sie an einem so glücklichen Tag nicht sprechen wollte und warum sie weinte, anstatt uns zu begrüßen. Dann sagte sie uns, wir sollten die Schule verlassen, weil die Beamten den Mädchen nicht erlaubt haben, zur Schule zu kommen."
Khadija, Schülerin: "Es war wie ein Tag der Trauer. Es war ein sehr trauriger Tag, es war, als würde man einen geliebten Menschen verlieren, alle weinten, die Mädchen umarmten sich und weinten und verabschiedeten sich."
Was nun aus ihr werden soll, weiß Khadija nicht. Ihr Berufswunsch ist ohne Zugang zu höherer Bildung reine Utopie.
Khadija, Schülerin: "Auch wenn es sehr schwierig war, wollte ich trotzdem Ärztin werden. Ich mag weiße Arztkittel, aber jetzt kann ich nichts mehr tun, meine Zukunft ist ruiniert."
Laut Suhail Shaheen, einem hochrangigen Taliban-Mitglied, sei die verschobene Eröffnung der Schulen für Mädchen auf ein technisches Problem zurückzuführen. Das Bildungsministerium arbeite außerdem an standardisierten Uniformen für Schülerinnen im ganzen Land. Ob diese angeblichen Probleme gelöst und die Schulen für Mädchen anschließend wieder geöffnet werden, kann im Moment niemand sagen.