Friedensbemühungen Afghanistan lässt fast 200 Taliban-Häftlinge frei

Die afghanische Regierung hat die umstrittene Freilassung von Taliban-Kämpfern aus Gefängnissen fortgesetzt. Damit hofft sie, den Weg für Friedensverhandlungen mit den Radikalislamisten freizumachen.

Fast 200 Kämpfer der Taliban sind von der Regierung Afghanistans Anfang der Woche aus Gefängnissen entlassen worden. Sie sind Teil einer Gruppe von mehreren Hundert Insassen, die zum harten Kern der Extremisten gezählt und für schwere Anschläge wie jenem in der Nähe der deutschen Botschaft in Kabul vor drei Jahren verantwortlich gemacht werden.

Afghanistans Regierung wolle damit den Weg für die aufgeschobenen Friedensverhandlungen zur Beendigung des seit fast zwei Jahrzehnten tobenden Krieges am Hindukusch freimachen, wie ranghohe Regierungsvertreter am Mittwoch bekräftigten. Kabul hatte lange gezögert, diese Extremisten auf freien Fuß zu setzen. Doch die Taliban bestanden darauf als Bedingung für die Aufnahme von Verhandlungen. Anfang August hatte die große Ratsversammlung dann der Freilassung zugestimmt.

Im Februar war in Doha als Teil eines Pakts zwischen den USA und den Taliban die Freilassung von 5000 Häftlingen vereinbart worden. Im Gegenzug sollten die Extremisten 1000 Gefangene aus ihrer Gewalt freigeben, so auch diesmal, als sie nach Angaben von ranghohen Regierungsvertretern sechs Mitglieder der afghanischen Sondereinsatzkräfte ziehen ließen. Die afghanische Regierung war damals nicht an den Gesprächen beteiligt, weil die Taliban direkte Verhandlungen mit Kabul abgelehnt hatten.

Ein Regierungsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, deutete jetzt gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an, dass auch die restlichen 120 noch inhaftierten Taliban im Laufe des Tages freikommen könnten. "Wir wollen den Gefangenenaustausch abschließen, damit wir mit dem Friedensprozess so bald wie möglich anfangen können."

Ein Sprecher des Hohen Rats für Nationale Aussöhnung kündigte an, eine Regierungsdelegation werde am Donnerstag nach Katar fliegen, um Friedensgespräche vorzubereiten. 

als/dpa/Reuters
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