Afghanistan Regierungstruppen und Taliban kämpfen um wichtigen Grenzübergang

In Spin Boldak ist es erneut zu Gefechten zwischen afghanischen Soldaten und den Taliban gekommen. Dabei wurde ein Pressefotograf getötet.
Afghanische Regierungstruppen bei Spin Boldak: erneute Gefechte

Afghanische Regierungstruppen bei Spin Boldak: erneute Gefechte

Foto: M. SADIQ / EPA

In Afghanistan sind erneute Kämpfe zwischen afghanischen Streitkräften und den radikalislamischen Taliban um den strategisch wichtigen Grenzübergang nach Pakistan, Spin Boldak, ausgebrochen. Das Militär habe eine Offensive zur Rückeroberung gestartet, sagte Dschamal Nasir Baraksai, Polizeisprecher der südlichen Provinz Kandahar, der Nachrichtenagentur AFP. Die Taliban hätten sich in Häusern von Zivilisten in der Grenzstadt verschanzt.

Einwohner von Spin Boldak berichteten von heftigen Gefechten auf dem Hauptbasar der Stadt. Laut AFP-Reportern vor Ort wurden Dutzende verletzte Talibankämpfer nach nächtlichen Gefechten in einem pakistanischen Krankenhaus nahe der Grenze behandelt.

Afghanische Regierung erhebt Vorwürfe gegen Taliban

Derweil kam es auch zu Spannungen zwischen der afghanischen und der pakistanischen Regierung. Der afghanische Vizepräsident beschuldigte das pakistanische Militär, den Taliban »in bestimmten Gebieten enge Luftunterstützung« zu leisten. Pakistan wies die Anschuldigungen entschieden zurück. Die Regierung habe lediglich »auf seinem Territorium die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um unsere eigenen Truppen und die Bevölkerung zu schützen«, erklärte das Außenministerium.

Am Mittwoch hatten die Taliban die Einnahme von Spin Boldak verkündet. Daraufhin schloss die pakistanische Regierung den Übergang. Für die Taliban ist der Grenzübergang wichtig, weil er eine Verbindung zur pakistanischen Provinz Belutschistan ist, die den Aufständischen seit Jahrzehnten als Rückzugsgebiet dient. Eine Straße führt direkt nach Karatschi und seinem Hafen. Er gilt als Drehscheibe für den milliardenschweren Heroinhandel in Afghanistan – einer wichtigen Einnahmequelle der Taliban.

Parallel zum rasch fortschreitenden Abzug der US- und anderer Nato-Truppen aus Afghanistan haben die Taliban in den vergangenen Monaten große Teile des Landes erobert.  Nach Angaben aus afghanischen Regierungskreisen konzentriert sich die Armee des Landes mittlerweile darauf, die größeren Städte, wichtige Straßen sowie Grenzposten gegen den Vormarsch der Islamisten abzusichern. Die Sorge wächst, dass die Taliban nach dem vollständigen Abzug der Nato-Streitkräfte aus Afghanistan wieder die Macht am Hindukusch übernehmen könnten.

Pressefotograf der Nachrichtenagentur Reuters getötet

Bei den Gefechten an der afghanisch-pakistanischen Grenze wurde auch ein Fotograf der Nachrichtenagentur Reuters getötet. Dabei handelt es sich um den aus Indien stammenden Danish Siddiqui. Der Journalist war seit dieser Woche mit den afghanischen Streitkräften unterwegs. Laut Reuters war Siddiqui in Spin Boldak ins Kreuzfeuer der Taliban geraten, als Spezialeinsatzkräfte in der Stadt einen zentralen Marktplatz zurückerobern wollten.

Der Journalist war Teil eines Teams, das 2018 den renommierten Pulitzerpreis für seine Fotografien zur Krise um die muslimische Minderheit der Rohingya aus Myanmar erhielt. Er arbeitete seit 2010 für Reuters, auch im Irak und während der Proteste in Hongkong.

asa/AFP/Reuters
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