»Götzenbilder« Taliban wollen Schaufensterpuppen köpfen lassen

Die Taliban haben in den vergangenen Monaten zunehmend ins öffentliche Leben Afghanistans eingegriffen. Nun will das Ministerium zur Erhaltung der Tugend Schaufensterpuppen verschwinden lassen.
Schaufensterpuppen im Fenster eines Modegeschäfts in Herat: Künftig soll es diesen Anblick in Afghanistan nicht mehr geben

Schaufensterpuppen im Fenster eines Modegeschäfts in Herat: Künftig soll es diesen Anblick in Afghanistan nicht mehr geben

Foto: Sayed Aqa Saeedi / dpa

Reisebeschränkungen für Frauen, Kleidervorschriften und strenge Regeln fürs Fernsehprogramm: In den vergangenen Monaten haben die Taliban in Afghanistan immer mehr Regeln erlassen, die das Leben einschränken. Nun möchten die Islamisten in die Präsentation von Bekleidungsgeschäften eingreifen. Im Westen des Landes haben die regierenden Taliban Modegeschäfte aufgefordert, Schaufensterpuppen zu köpfen.

Diese seien Götzenbilder und somit unislamisch, sagte Asisul Rahman, ein Provinzvertreter des neu geschaffenen Ministeriums zur Erhaltung der Tugend, der Nachrichtenagentur dpa. »Sie müssen beseitigt werden«, erklärte Rahman. Zunächst solle es jedoch genügen, dass die Schaufensterpuppen enthauptet werden.

Der Chef der zuständigen Handelskammer in der Provinz Herat, Abdul Wadud Faissada, beklagte die neue Anweisung. Die Ladenbesitzer hätten viel Geld für die Schaufensterpuppen ausgegeben. Die Wirtschaft in Afghanistan befindet sich im freien Fall, Millionen Landesbewohner leiden Hunger. Die Modelle seien außerdem keine Götzenbilder, sondern würden zum Präsentieren von Kleidung aufgestellt. »Das gibt es in allen islamischen Ländern in den Geschäften«, so Faissada. In den sozialen Medien kursierten unterdessen Videos, die zeigten, wie Köpfe von Schaufensterpuppen abgesägt wurden.

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Keine Musik mehr im Fahrzeug

Bereits in den vergangenen Wochen hatten die Taliban immer strengere Vorschriften für das öffentliche Leben erlassen. Zuletzt etwa wurden Autofahrer angewiesen, im Fahrzeug keine Musik abzuspielen. Zudem sollen Frauen ohne männliche Begleitperson nicht weiter als 45 Meilen (etwa 72 Kilometer) reisen dürfen. Alle Fahrzeughalter werden außerdem aufgefordert, nur noch Frauen zu transportieren, die einen Hidschab, ein Kopftuch, tragen.

Schon im November haben die Taliban eine Anordnung erlassen, wonach Frauen in Filmen und Serien nicht mehr zu sehen sein dürfen. Eine der wenigen Ausnahmen von dem Verbot sind Auftritte von Moderatorinnen oder Reporterinnen, allerdings müssten diese den islamischen Hidschab tragen.

Immer noch sind die meisten weiterführenden Schulen für Mädchen geschlossen. Frauen können in vielen Fällen nicht mehr zurück an ihre Arbeitsplätze. Viele flohen seit der Machtübernahme der Islamisten im August 2021 aus dem Land.

asc/dpa
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