Verstörende Bilder aus Afghanistan: Talibankämpfer stapfen durch den Schnee, mit augenscheinlich bewaffneten Kindersoldaten. Nachdem die radikalislamischen Taliban die Macht im Land übernommen haben, ist Afghanistan international immer mehr isoliert. Das hat in diesem Winter besonders dramatische Folgen. Denn es ist, laut Meteorologen, der kälteste seit 15 Jahren.
Seit mehr als zwei Wochen fallen die Temperaturen bis weit unter den Gefrierpunkt, auf bis zu minus 33 Grad. Nach Angaben des afghanischen Katastrophenschutzministeriums sind mittlerweile mindestens 166 Menschen direkt oder indirekt durch die Kälte gestorben. Starker Schneefall, eisige Stürme und Stromausfälle treffen hier auf große Armut.
Mohammad Ehsan, Lebensmittelhändler
»Die Menschen haben kein Feuerholz und keine Holzkohle, und die internationale Gemeinschaft schaut weg. Es wäre besser, wenn diesen armen Menschen geholfen würde, sonst werden noch viele an der Kälte sterben.«
Seit der Machtübernahme der Taliban ist die Wirtschaft am Boden, Arbeitsplätze sind rar.
Faiz Mohammad, Schuster
»Wir sind zum Markt gekommen, um zu arbeiten, aber es gibt keine Kundschaft. Aus der Not heraus verkaufen wir jetzt diese Schneeschaufeln, weil es sonst nichts zu tun gibt.«
Auch rund 80.000 Nutztiere sollen durch den Frost bereits verendet sein. Eine wichtige Nahrungs- und Einnahmequelle für viele Afghanen. Dieser Ladeninhaber zeigt den Reportern der Nachrichtenagentur Reuters, wie seine Kinder zu Hause frieren, obwohl sie den ganzen Tag im Haus bleiben.
Asour Ali, Ladenbesitzer
»Schauen Sie sich diese Zustände an! Wenn die Älteren diese Kälte schon nicht ertragen können, wie sollen Kinder sie dann ertragen? Sie wachen nachts von der Kälte auf und weinen bis zum Morgen, es geht ihnen nicht gut!«
Familien wie diesen fehlt es an allem: an isoliertem Wohnraum, an Heizmitteln, an warmer Kleidung. Einige Kinder und Jugendliche sammeln Plastikmüll. Für manche ist es das Einzige, was es gibt, um ein bisschen Wärme zu erzeugen.
Mohammad Q., Müllsammler
»Wir leben in Armut, also sammle ich all dieses Plastik und nehme es mit nach Hause, um es zu verbrennen. Dieser Winter ist sehr kalt.«
Extreme Kälte- und Hitzeperioden dürften Afghanistan in Zukunft noch häufiger treffen, denn das Land gehört zu jenen Ländern, die am stärksten vom Klimawandel bedroht sind.
Schon vor der aktuellen Kältewelle herrschte in Afghanistan eine der schlimmsten humanitären Krisen weltweit. Mehr als die Hälfte der 38 Millionen Einwohner haben keine gesicherte Lebensmittelversorgung. Und viele Hilfsorganisationen haben in den vergangenen Wochen ihre Arbeit eingestellt, nachdem die Taliban Ende Dezember den meisten weiblichen Mitgliedern verboten hatten, in Afghanistan zu arbeiten.