Kurz nach Ankunft am Flughafen US-Armee schiebt SPIEGEL-Reporter aus Kabul ab

Menschen warten am Flughafen Kabul darauf, in eines der Militärflugzeuge der USA zu steigen
Foto: xinhua / imago images/XinhuaDie US-Armee hat am Donnerstag den SPIEGEL-Reporter und Afghanistan-Spezialisten Christoph Reuter gegen seinen Willen vom Kabuler Flughafen nach Doha ausgeflogen – und mit ihm zwei weitere deutsche Journalisten, die im Auftrag der ZEIT unterwegs waren. Sie waren am Mittwochmittag mit einem Rettungsflug in Kabul gelandet und wollten über die Lage in Afghanistan berichten. Zudem wollten sie sich um die Ausreise von lokalen Mitarbeitern sowie von deren Angehörigen bemühen.
Es sind derzeit nur wenige ausländische Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan vor Ort, unter anderem von der BBC. Am Mittwoch hatte die US-Armee bereits einen ankommenden Reporter der BILD-Zeitung aus Kabul abgeschoben. Reuter und die beiden anderen Journalisten wollten den Kabuler Flughafen nach ihrer Ankunft direkt verlassen, wurden aber von deutschen und amerikanischen Beamten und Militärs daran gehindert. Die US-Militärs zwangen sie mit dem Hinweis zur Ausreise, die Entscheidung sei mit Unterstützung der deutschen Diplomaten vor Ort getroffen worden.
Das US-Militär hat derzeit die Hoheit über den Kabuler Flughafen. Reuter berichtet seit 19 Jahren über Afghanistan und hat selbst jahrelang als Korrespondent in Kabul gelebt. »Es ist wichtig, dass Journalisten, die sich auskennen, in der gegenwärtigen Situation über die Lage in Afghanistan berichten können«, sagt SPIEGEL-Chefredakteur Steffen Klusmann. »Es kann nicht sein, dass Journalisten von staatlichen Stellen an der Ausübung ihrer Tätigkeit gehindert werden.«