Medienbericht über Deal US-Personen offenbar von Taliban zum Flughafen eskortiert

Militärmaschinen auf dem Rollfeld in Kabul (am 27. August)
Foto: Maxar Technologies Handout / EPAIm Chaos der vergangenen Tage und Wochen war es oft hochriskant, zum Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul durchdringen zu wollen. Tausende Menschen belagerten die Tore an dem Verkehrsnadelöhr – dazu kam das ständige Anschlagsrisiko. Nun meldet der US-Sender CNN einen geheimen Deal zwischen dem US-Militär und den Taliban.
Das Abkommen sollte demnach US-Bürgerinnen und Bürger eine sichere Passage zum Hamid Karzai International Airport ermöglichen. Die militanten Islamisten sorgten dabei für die Eskorte von vorher definierten Sammelpunkten durch die Stadt, ehe die Ausländer am Flughafen von der US-Armee in Empfang genommen wurden.
CNN beruft sich in seiner Meldung auf zwei namentlich nicht genannte US-Offizielle. Nach deren Aussage wurde das Abkommen mit den Taliban unter anderem aus Angst vor Anschlägen durch die Terrorgruppe »Islamischer Staat« (IS) bisher geheim gehalten. Bei einer Attacke durch einen Ableger der Miliz am Flughafen waren in der vergangenen Woche mehr als 180 Menschen gestorben, darunter 13 US-Soldaten.
Nach Angaben der US-Offiziellen wurden die Transfers durch Kabuls Straßen »mehrmals am Tag« durchgeführt.
Wie unter anderem die »Washington Post« gemeldet hatte , war zudem der Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, zuletzt persönlich nach Kabul gereist. Dort soll er mit den Taliban über die Ausreise von US-Personen verhandelt haben. Ob es dabei auch um die nun geschilderten Eskorten ging, ist unklar.
Nach Angaben von CNN hatten US-Spezialeinheiten außerdem am Flughafen ein geheimes Tor eingerichtet, sodass die potenziell riskanten Menschenmengen an den offiziellen Toren gemieden werden können. Über eigens eingerichtete geheime »Callcenter« seien US-Staatsbürgerinnen und Staatsbürger zu dem geheimen Zugang dirigiert worden.
Laut CNN gelang es, insgesamt mehr als 6000 US-Zivilisten aus Afghanistan auszufliegen.
US-Präsident verteidigt den Abzug in TV-Rede
In den USA selbst hatte sich Präsident Joe Biden vor wenigen Stunden in einer Fernsehansprache erneut zum Abzug vom Hindukusch geäußert. Die Evakuierungsmission der vergangenen Wochen zur Rettung westlicher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte sei ein »außergewöhnlicher Erfolg« gewesen, sagte Biden am Dienstag im Weißen Haus. »Wir haben eine der größten Luftbrücken der Geschichte abgeschlossen.« Kein Land habe jemals etwas Vergleichbares auf die Beine gestellt.
Biden verteidigte in seiner Rede auch seine Entscheidung, an einem Ende des Militäreinsatzes bis zum 31. August festzuhalten. Er habe die Wahl gehabt, den Abzug abzuschließen oder den Konflikt mit den radikalislamischen Taliban zu »eskalieren«. Dann hätte er »Tausende« zusätzliche Soldaten ins Land schicken und den Krieg in »ein drittes Jahrzehnt« führen müssen.
Die afghanischen Sicherheitskräfte seien entgegen den Erwartungen kein starker Gegner im Kampf gegen die Taliban gewesen. Die afghanische Regierung sei kollabiert, Präsident Ashraf Ghani sei außer Landes geflohen. Sie hätten damit »das Land ihren Feinden übergeben, den Taliban«. Damit sei die Gefahr für die US-Streitkräfte und ihre Verbündeten gestiegen. »Es war an der Zeit, diesen Krieg zu beenden«, sagte Biden. »Der Krieg in Afghanistan ist jetzt zu Ende.«
Ansage von Biden an den IS
Die USA hatten ihren 20-jährigen Militäreinsatz in Afghanistan in der Nacht zum Dienstag abgeschlossen. Die letzten Soldaten verließen an Bord einer US-Militärmaschine die Hauptstadt Kabul. Biden ist wegen der teils chaotischen Umstände des Truppenabzugs und der unmittelbar erfolgten Machtübernahme der Taliban massiv in die Kritik geraten.
Die USA werden auch nach dem Abzug aus Afghanistan weiter gegen den örtlichen Ableger der Terrormiliz IS vorgehen. Der Präsident warnte die Gruppe, die sich zum jüngsten Anschlag am Flughafen in Kabul bekannt hatte, die USA würden sie weiter verfolgen. »Wir sind mit euch noch nicht fertig.« Der Kampf gegen den Terror gehe auch nach dem Abzug aus Afghanistan weiter, wenn auch ohne Bodentruppen. Die USA würden Terroristen, die das Land angriffen, »bis ans Ende der Welt jagen und fassen«, sagte Biden. »Wir werden nicht vergeben, wir werden nicht vergessen.«