Afghanistan-Strategie Biden-Regierung will Abkommen mit den Taliban überprüfen

Wie ernst meinen es die Taliban mit ihren Friedensgesprächen? Nach einer neuen Welle der Gewalt am Hindukusch überdenkt die neue US-Regierung ihre Abmachung mit den Islamisten.
Afghanische Sicherheitskräfte untersuchen einen Anschlagsort in Herat

Afghanische Sicherheitskräfte untersuchen einen Anschlagsort in Herat

Foto: JALIL REZAYEE/EPA-EFE/Shutterstock

Truppenabzug für Friedensgespräche: Diese Abmachung der USA mit den Taliban in Afghanistan steht nun auf dem Prüfstand. Laut einer Mitteilung der neuen Regierung in Washington hat Sicherheitsberater Jake Sullivan dies seinem afghanischen Kollegen Hamdullah Mohib bereits mitgeteilt. Untersucht werden soll, inwieweit sich die Islamisten an ihre vor rund einem Jahr gegebenen Versprechen halten.

Die USA und die Islamistengruppe hatten im Februar 2020 ein Abkommen geschlossen. Darin stellten die Amerikaner einen Truppenabzug bis Mitte 2021 in Aussicht, sollten die Taliban mit der afghanischen Regierung Friedensgespräche aufnehmen und Sicherheitsgarantien geben.

Die afghanische Republik und die Taliban führen seit Mitte September 2020 solche Friedensgespräche in Doha. Eine Waffenruhe lehnen die Taliban aber weiterhin ab. Die Regierung Biden möchte nun genau wissen, ob die Taliban ihre Kontakte zu Terrorgruppen abgebrochen haben und wie ernst sie es meinen mit den Friedensgesprächen.

Mehrere Anschläge im Januar

Zuletzt hatten die Angriffe in Afghanistan nämlich wieder stark zugenommen. Bei Angriffen in zwei Gebieten der nordafghanischen Provinz Kunduz am 19. Januar wurden mindestens 20 Soldaten und sieben Zivilisten getötet. Kämpfer der Taliban hätten über Nacht Einrichtungen der Soldaten in der gleichnamigen Provinzhauptstadt sowie im Bezirk Dascht-e Artschi attackiert, so Provinzratschef Jusuf Ajubi.

In der Nacht zuvor waren bereits zehn Mitglieder der afghanischen Armee bei einem Taliban-Angriff auf einen Militärstützpunkt in der benachbarten Provinz Baghlan getötet worden. In Kunduz und Baghlan gibt es immer wieder Angriffe der Taliban, die seit Jahren einen Großteil der Provinz Kunduz beherrschen.

US-Truppenkontingent auf Tiefststand

Der Abzug der US-Streitkräfte war eines der Versprechen des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump. Kurz vor Ende seiner Amtszeit wurden die Truppen in Afghanistan nach Washingtoner Angaben auf 2500 Soldaten reduziert. Das ist der niedrigste Stand seit 2001.

Die Taliban wollen wieder an der Macht beteiligt werden. Sie hatten Afghanistan zwischen 1996 und 2001 regiert. Eine von den USA angeführte Militärintervention nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA setzte ihrer Herrschaft ein Ende.

löw/dpa/AFP/Reuters
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