Afghanistans Ex-Präsident Ghani distanziert sich von Pro-Taliban-Facebookpost

Plakat von Ashraf Ghani in Kabul: Hacker verantwortlich?
Foto: STRINGER / EPA-EFEDer vor den Taliban geflohene afghanische Ex-Präsident Ashraf Ghani hat Hacker für einen Pro-Taliban-Post auf seiner Facebook-Seite verantwortlich gemacht. Das teilte Ghani am Montag auf Twitter mit. Kurz zuvor hatte es in einer Erklärung auf seinem verifizierten Facebook-Account geheißen, die internationale Gemeinschaft solle die neue Taliban-Regierung in Afghanistan anerkennen und die eingefrorenen Vermögenswerte des Landes freigeben.
»Alle auf der Seite veröffentlichten Inhalte sind ungültig, bis das Konto wiederhergestellt ist«, schrieb Ghani auf Twitter und wies die Erklärung zurück.
Ghani floh überstürzt aus Kabul
Ghani lebt nach seiner Flucht aus dem Land im Exil in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seine überstürzte Abreise am 15. August ebnete den militant-islamistischen Taliban den Weg, um nach großen Landgewinnen den Präsidentenpalast in der afghanischen Hauptstadt Kabul einzunehmen.
Im Mai hatte er im Gespräch mit SPIEGEL noch gesagt: »Keine Macht der Welt wird mich jetzt überreden, in ein Flugzeug zu steigen und dieses Land zu verlassen, das ich liebe und bei dessen Verteidigung ich sterben werde.«
Später entschuldigte sich Ghani bei den Afghanen und sagte, er sei geflohen, um ein Blutvergießen in der Hauptstadt Kabul zu vermeiden. Im In- und Ausland wurde Ghani heftig für seine Flucht kritisiert. Vor allem, weil er das Land verließ, bevor eine politische Einigung erzielt werden konnte.
»Kabul zu verlassen, war die schwierigste Entscheidung meines Lebens, aber ich habe geglaubt, es sei die einzige Möglichkeit, die Waffen Schweigen zu lassen und somit Kabul und seine sechs Millionen Einwohner zu retten«, schrieb er in dem Statement. Berichte, wonach Ghani Millionen Staatsgelder mitgenommen haben soll, wies er zurück. Beweise dafür gibt es bisher nicht.
Taliban hängen Menschen auf – Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes will ermitteln
Die Taliban gehen seit ihrer Machtübernahme teils brutal gegen die afghanische Bevölkerung vor. In Herat, der im Westen gelegenen drittgrößten Stadt des Landes, hängten Talibanmilizen am Samstag die Leichen von vier Männern auf, die zuvor einen Händler und seinen Sohn entführt haben sollen. Im Internet kursierten Videos, die zeigen, wie die Leichen an einem Kran aufgeknüpft wurden.
Inzwischen will auch der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes Karim Khan gegen die Taliban und die Terrorgruppe IS wegen möglicher Kriegsverbrechen ermitteln. Es gehe um Angriffe auf die Zivilbevölkerung, illegale Hinrichtungen, Verfolgung von Frauen und Mädchen sowie Verbrechen gegen Kinder.