Drama auf dem Mittelmeer 150 Flüchtlinge auf Rettungsschiff "Alan Kurdi" sollen in Quarantäne

Es wäre eine vorläufige Lösung: Die 150 geretteten Menschen an Bord der "Alan Kurdi" sollen noch am Sonntag auf ein anderes Schiff verlegt - und dort von den italienischen Behörden unter Quarantäne gestellt - werden.
Seenotretter auf der "Alan Kurdi" (am 6. April): "Wir wären für eine solche Lösung sehr dankbar"

Seenotretter auf der "Alan Kurdi" (am 6. April): "Wir wären für eine solche Lösung sehr dankbar"

Foto: CEDRIC FETTOUCHE/ AFP

Fast eine Woche nach der Rettung von 150 Menschen aus dem Mittelmeer zeichnet sich für das private deutsche Rettungsschiff "Alan Kurdi" und die Flüchtlinge an Bord sich eine vorläufige Lösung ab. Die Geretteten sollen "in den nächsten Stunden" auf ein anderes Schiff verlegt und dort unter Quarantäne gestellt werden, wie das italienische Verkehrsministerium mitteilte . Bei der Verlegung soll die italienische Küstenwache "technische Unterstützung" leisten.

Auf dem Schiff würden die Migranten vom italienischen Roten Kreuz und von Gesundheitsbehörden untersucht. Wegen der Corona-Pandemie könnte dies nicht in einem italienischen Hafen erfolgen, heißt es in der Mitteilung.

Die "Alan Kurdi" der Organisation Sea-Eye hatte am vergangenen Montag vor der libyschen Küste insgesamt 150 Menschen aus zwei Holzbooten übernommen. Einen der Migranten hatte die italienische Küstenwache bereits aus gesundheitlichen Gründen abgeholt.

Der Sprecher von Sea-Eye, Gorden Isler, begrüßte die Übernahme der Migranten. "Wenn die italienische Küstenwache die geretteten Menschen an Bord der 'Alan Kurdi' übernähme, würde diese Pattsituation endlich ein Ende haben", sagte Isler. Die großen Schiffe der italienischen Küstenwache seien viel besser geeignet und die Geretteten dort sicher. "Wir wären für eine solche Lösung sehr dankbar", so Isler.

Unklar bleibt, wo die Migranten letztlich an Land gehen können. Die Regierung in Rom sieht Deutschland als Flaggenstaat der "Alan Kurdi" in der Pflicht. Italien und Malta hätten schon frühzeitig private Seenotrettungsorganisationen gewarnt, dass ihre Häfen für Flüchtlingsschiffe wegen der Coronakrise geschlossen seien. Dem SPIEGEL liegen interne E-Mails vor, aus denen hervorgeht, wie sich maltesische, italienische und deutsche Rettungsleitstellen in den vergangenen Tagen darüber gestritten haben, wer die Verantwortung für das Schiff übernimmt.

Die Bundesregierung hatte die EU-Kommission um "koordinierende Unterstützung" gebeten bei der Frage, wo die Geflüchteten an Land gehen könnten, wie ein Sprecher am Freitag sagte. Das Bundesinnenministerium hatte erklärt, die Bundesregierung prüfe alternative Orte, an denen die Menschen eventuell an Land gehen könnten und stehe dazu in Kontakt mit verschiedenen europäischen Partnern. Deutschland sei bereit, einen "konstruktiven Beitrag" zu leisten.

fdi/dpa

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