Alexandra Ocasio-Cortez, Kongressabgeordnete
»Und dann höre ich plötzlich diese Schreie: Wo ist sie? Wo ist sie? Und ich dachte: Sie sind hier drinnen.«
Die Bilder des Mobs haben sich ins Gedächtnis gebrannt – vor allem bei denen, die sich im Inneren befanden: In einem emotionalen Instagram-Video schildert Alexandria Ocasio-Cortez nun ihre traumatischen Erlebnisse am 6. Januar.
Und sie spricht über ein weiteres Trauma, über das sie bisher nur mit wenigen Menschen geredet hat:
Alexandra Ocasio-Cortez, Kongressabgeordnete
»Es gibt diese Leute, die sagen, wir sollen einfach weitermachen, das sei doch keine große Sache, die sagen, dass wir es vergessen oder uns sogar entschuldigen sollen. Das ist die gleiche Taktik, die Täter anwenden. Ich habe selbst einen sexuellen Angriff überlebt. Das habe ich noch nicht vielen Menschen in meinem Leben erzählt. Aber wenn wir ein Trauma durchleben, dann kann sich das verschlimmern. Also egal, ob deine Eltern dich vernachlässigt haben, oder dich jemand verbal misshandelt hat oder du einen Missbrauch überlebt hast, egal, was für ein Trauma du in deinem Leben erlebt hast, klein oder groß, diese Erfahrungen addieren sich.
Kaum vorstellbar, welche Ängste die Abgeordnete beim Sturm auf das Kapitol durchstehen musste. Selbst, als vermeintliche Rettung nahte.
Alexandra Ocasio-Cortez, Kongressabgeordnete
»Ich habe mich so hinter meiner Tür versteckt, und dann öffnet sich die Badezimmertür vor mir und bin dahinter. Ich sehe die Türscharniere und höre nur: Wo ist sie? Wo ist sie? (…) Und in dem Moment dachte ich, es ist vorbei. Ich dachte, wenn das die Richtung ist, die mein Leben nun einschlägt, dann wird es schon okay sein. Und ich dachte: Ich habe meine Aufgabe im Leben erfüllt.«
Schließlich habe sich herausgestellt, dass die Rufe von einem Polizisten stammten, der sich aber nicht als solcher zu erkennen gegeben habe.
Alexandra Ocasio-Cortez, Kongressabgeordnete
»Das hat keinen Sinn ergeben. Der Polizist hatte keinen Partner, und er hat nicht gerufen: Ich bin Kapitol-Polizist. Und er hat mich so feindselig angeguckt. Zunächst dachte ich: Okay, ich hatte gerade dieses heftige Erlebnis, vielleicht schätze ich die Situation auch falsch ein? Vielleicht projiziere ich das nur auf ihn. Aber später habe ich mit meinem Mitarbeiter gesprochen und er meinte auch: Nein, ich habe auch nicht gewusst, ob der da war, um uns zu helfen oder uns zu verletzten. Und er meinte: Der Mann war so feindselig, dass er nicht gewusst habe, ob er mit ihm kämpfen muss. So aggressiv war die Stimmung in dem Moment.«
Die Kongressabgeordnete rannte in ein anderes Gebäude, verschanzte sich später mit einer Kollegin in einem Büro. An alle, die diese Situation und das Leid anderer Menschen verharmlosen, hat Ocasio-Cortez eine klare Botschaft.
Die unzähligen Menschen, die Frauen und nicht-binären Menschen erzählen, dass sie nur versuchen, Aufmerksamkeit zu bekommen, nur weil sie existieren oder sagen, dass sie existieren. Das sind die Taktiken von Tätern. Und es geht hier nicht mehr um unterschiedliche politische Meinungen. Es geht hier einfach um Menschlichkeit.«