Vergifteter Kremlkritiker Berliner Ermittler sollen Russland im Fall Nawalny Rechtshilfe leisten

Berlin will auf Bitten Russlands Auskünfte über den Gesundheitszustand von Alexej Nawalny einholen. Damit kommt man einem Rechtshilfeersuchen Moskaus nach - jedoch nur, wenn der Kremlkritiker zustimmt.
Russischer Oppositionspolitiker Alexej Nawalny (Archivfoto vom Februar)

Russischer Oppositionspolitiker Alexej Nawalny (Archivfoto vom Februar)

Foto:

Pavel Golovkin / dpa

Die Berliner Staatsanwaltschaft soll im Fall des vergifteten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny Rechtshilfe für Russland leisten. Die Ermittler seien von der Justizsenatsverwaltung der Hauptstadt nach einem entsprechenden Ersuchen Russlands damit beauftragt worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Berlin mit. Demnach sollen sie - vorbehaltlich einer Zustimmung Nawalnys - Auskünfte über dessen Gesundheitszustand einholen.

Das Rechtshilfeersuchen der russischen Behörden war in der vergangenen Woche an die Justizverwaltung übermittelt worden. Über die Bewilligung wollte diese gegebenenfalls in Absprache mit den zuständigen Bundesbehörden entscheiden.

Nawalny war während einer Wahlkampftour in Sibirien vergiftet worden. Auf einem Flug am 20. August fiel er ins Koma. Seit dem 22. August wird er auf Drängen seiner Familie in der Berliner Universitätsklinik Charité behandelt. Nawalny konnte dort inzwischen aus dem künstlichen Koma geholt werden und ist ansprechbar.

Nach Angaben der Bundesregierung wies ein Labor der Bundeswehr nach, dass Nawalny durch ein Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde, die in der früheren Sowjetunion entwickelt wurde. Der Befund hat die Spannungen zwischen Berlin und Moskau massiv verschärft. Die russische Regierung weist jede Schuld im Fall Nawalny zurück und forderte die Bundesregierung unter anderem auf, ihr die Laborbefunde der Bundeswehr zur Verfügung zu stellen. Die russische Generalstaatsanwaltschaft hatte deshalb Ende August ein Rechtshilfegesuch in Deutschland gestellt.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die russische Polizei will zudem eine Befragung Nawalnys in Deutschland beantragen. Wie es von der sibirischen Polizei am Freitag hieß, will Russland erreichen, dass russische Ermittler dem Oppositionellen und anderen Zeugen "klärende Fragen" stellen können. Russische Ermittler wollen demnach zudem ihre deutschen Kollegen bei deren Ermittlungen begleiten.

kev/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren