Russischer Geheimdienstexperte über den Fall Nawalny "Jeder Giftanschlag enthält eine Botschaft"

Oppositionspolitiker Nawalny im Februar 2020: Befunde weisen auf eine Intoxikation hin
Foto: Sergei Fadeichev / TASS / imago imagesSie können den Artikel leider nicht mehr aufrufen. Der Link, der Ihnen geschickt wurde, ist entweder älter als 30 Tage oder der Artikel wurde bereits 10 Mal geöffnet.
Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny wurde wahrscheinlich vergiftet, sagen die Ärzte der Charité. "Die klinischen Befunde weisen auf eine Intoxikation durch eine Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer hin", teilte die Klinik zu Wochenanfang mit.
Er wäre nicht das erste russische Opfer rätselhafter Vergiftungen. Der ehemalige Geheimdienstler Alexander Litwinenko starb 2006 an einer Polonium-Vergiftung, bei dem Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Murza versagten bereits zweimal die Organe, 2018 erlitten der ehemalige Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter schwere Vergiftungserscheinungen durch das Nervengift Nowitschok, und auch bei Pussy Riot-Aktivist Pjotr Wersilow hielten die Ärzte eine Vergiftung für wahrscheinlich. Vergiftungen scheinen schon fast zum Markenzeichen der Putin-Zeit zu werden.
SPIEGEL: Wie kommt es zu der schieren Häufung von Giftanschlägen? Was erklärt die Beliebtheit von Gift als Waffe?
Soldatow: Zum einen kann man behaupten – oder jedenfalls versuchen zu behaupten –, dass der Tod natürliche Ursachen habe. Und zum anderen ist der psychologische Effekt, den man erzielen will, ein ganz anderer. Man trifft nicht nur einen Menschen, sondern eine große Zahl – die Familie des Vergifteten, seine Freunde. Es schüchtert stärker ein.
SPIEGEL: Aber die Angehörigen trifft man doch immer – auch wenn jemand erschossen wird!
Soldatow: Der Mensch stirbt nach einer Vergiftung meist nicht sofort. Das dauert und dauert – allein dadurch wirkt eine solche Tat stärker auf die Gesellschaft. Das ist wie bei einer Geiselnahme, die sich hinzieht. Und für die Freunde und Verwandten ist es schrecklich anzusehen, wie sich das Opfer allmählich verändert. Der Journalist Juri Schtschekotschichin zum Beispiel war am Ende gar nicht mehr wiederzuerkennen, die Leute waren schockiert, als sie ihn zu Grabe trugen.
SPIEGEL: Wenn wir schauen, wer in Russland oder mutmaßlich von russischen Strukturen vergiftet wurde – gibt es da ein Muster?
Digital-Abo
Sagen, was ist.
Testen Sie das digitale Angebot und erfahren Sie, warum mehr als 400.000 Menschen den SPIEGEL abonnieren.
Mehr Perspektiven, mehr verstehen.
Freier Zugang zu allen Artikeln, Videos, Audioinhalten und Podcasts
-
Alle Artikel auf SPIEGEL.de frei zugänglich
-
DER SPIEGEL als E-Paper und in der App
-
DER SPIEGEL zum Anhören und der werktägliche Podcast SPIEGEL Daily
-
Nur € 19,99 pro Monat, jederzeit kündbar
Sie haben bereits ein Digital-Abonnement?
SPIEGEL+ wird über Ihren iTunes-Account abgewickelt und mit Kaufbestätigung bezahlt. 24 Stunden vor Ablauf verlängert sich das Abo automatisch um einen Monat zum Preis von zurzeit 19,99€. In den Einstellungen Ihres iTunes-Accounts können Sie das Abo jederzeit kündigen. Um SPIEGEL+ außerhalb dieser App zu nutzen, müssen Sie das Abo direkt nach dem Kauf mit einem SPIEGEL-ID-Konto verknüpfen. Mit dem Kauf akzeptieren Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzerklärung.