Inhaftierter Kremlkritiker Nawalny mit dem Sacharow-Preis geehrt

Darja Nawalnaja bei der Preisverleihung im EU-Parlament in Straßburg
Foto: Jean-Francois Badias / dpaDie Tochter des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny hat ein entschiedenes Auftreten der Welt gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin gefordert. »Die Besänftigung von Diktatoren und Tyrannen funktioniert nie«, sagte Darja Nawalnaja bei der Verleihung des Sacharow-Preises, den sie für ihren Vater entgegennahm. Nawalny habe ihr aufgetragen zu sagen: »Niemand darf es wagen, Russland mit Putins Regime gleichzusetzen. Russland ist ein Teil von Europa.« (Lesen Sie hier ein Interview mit Darja Nawalnaja .)
Mit dem Sacharow-Preis zeichnet das Europäische Parlament seit 1988 Persönlichkeiten oder Organisationen aus, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit einsetzen.
Nawalnaja forderte, Europa müsse auch seinen eigenen Werten gerecht werden. Es könne nicht sein, dass europäische Banken Milliardensummen von »Putin und seinen Freunden« wüschen und dass sich in Straftaten verwickelte Oligarchen weiter frei in Europa bewegen dürften. Sie forderte von der EU auch ein härteres Durchgreifen im Ukraine-Konflikt. »Jahre des Flirtens mit Putin machten ihm klar, dass er auch einen Krieg beginnen kann, um sein Ansehen zu erhöhen«, sagte die 20-Jährige.
Nawalny, der im vergangenen Jahr nur knapp einen Giftanschlag überlebte, befindet sich seit Anfang des Jahres in Haft, weil er Meldeauflagen aus einem früheren Strafverfahren nicht eingehalten haben soll. Das Urteil des russischen Gerichts steht als politisch motiviert in der Kritik. Der Präsident des EU-Parlaments, David Sassoli, verlangte Nawalnys »sofortige Freilassung ohne irgendwelche Bedingungen«.
Der Sacharow-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja und weitere Aktivisten – stellvertretend für die demokratische Opposition in dem Land.