Amnesty-Bericht zum Weltfrauentag Lage der Frauen hat sich weltweit verschlechtert

Abtreibungen, Taliban und Corona: Im vergangenen Jahr wurden Rechte der Frauen und Mädchen laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International eingeschränkt. Frauenministerin Spiegel ruft zum Kampf gegen Sexismus auf.
Seit die Taliban die Macht in Afghanistan wieder übernommen haben, müssen Frauen sich erneut verschleiern

Seit die Taliban die Macht in Afghanistan wieder übernommen haben, müssen Frauen sich erneut verschleiern

Foto: Jalil Rezayee/ picture alliance / dpa
Globale Gesellschaft

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Die Rechte von Frauen und Mädchen haben nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in den vergangenen zwölf Monaten deutliche Einschnitte erlitten. »Die Krisen der Welt haben keine gleichmäßigen oder gerechten Auswirkungen«, sagte die Generalsekretärin von Amnesty International, Agnès Callamard, am Dienstag, dem internationalen Frauentag, einer Mitteilung zufolge. »Die überproportionalen Auswirkungen auf die Rechte von Frauen und Mädchen sind gut belegt, auch wenn sie noch immer vernachlässigt oder sogar ignoriert werden.«

Als besonders einschneidendes Beispiel nennt die Organisation die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan, wo Frauen und Mädchen trotz mutiger Proteste im ganzen Land nun als »Bürgerinnen zweiter Klasse« behandelt würden, denen etwa das Recht auf Bildung entzogen werde.

Mehr Gewalt gegen Frauen und Mädchen in der Ukraine

Auch die Coronapandemie habe sich negativ ausgewirkt: So seien die Fälle von häuslicher Gewalt angestiegen, und die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt habe Frauen überdurchschnittlich betroffen. Weitere Verschlechterungen habe es in den USA gegeben, wo es 2021 mehr Restriktionen bei Abtreibungsrechten gegeben habe als in jedem anderen Jahr zuvor. Auch der Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen habe die Rechte von Frauen und Mädchen in der Türkei verschlechtert.

Bereits in den vergangenen Jahren habe Amnesty International in den Konfliktgebieten in der Ostukraine dokumentiert, dass es vermehrt Fälle von Gewalt gegen Frauen gegeben habe, hieß es. Man rechne damit, dass sich dieses Muster angesichts des Krieges nun auf das gesamte Land ausweiten werde.

»Keine Gesellschaft kann es sich leisten oder es tolerieren, dass die Würde von mehr als der Hälfte der Bevölkerung beschnitten wird«, sagte Callamard. »Es kann keine Entschuldigung dafür geben, keine gerechte und faire Politik für Frauen und Mädchen zu machen.«

Familien- und Frauenministerin Anne Spiegel hat zum internationalen Frauentag dazu aufgerufen, nicht nachzulassen im Kampf gegen Sexismus und für die Gleichstellung der Geschlechter. Sexismus sei ein alltägliches Phänomen, das viele Frauen betreffe, gerade am Arbeitsplatz. »Ich bin seit über 20 Jahren in der Politik und habe dort leider auch Sexismus erfahren«, sagte die Grünenpolitikerin der Funke-Mediengruppe.

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Letztlich sei Sexismus Ausdruck ungleicher Machtstrukturen zwischen den Geschlechtern, sagte die 41-Jährige. »Und er ist auch deshalb so gefährlich, weil Sexismus ein Nährboden für Gewalt gegen Frauen ist. Wenn wir es schaffen, Sexismus in unserer Gesellschaft zu bekämpfen, dann bekämpfen wir auch Gewalt gegen Frauen und Mädchen.«

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

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muk/dpa
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