Erneuerbare Energien Angola soll Deutschland mit grünem Wasserstoff versorgen

Die Bundesregierung sucht weltweit nach Partnern für den Import von grünem Wasserstoff. Angola soll nun erster Lieferant werden. Schnelle Öl- und Gasexporte wird es aus dem Land jedoch zunächst nicht geben.
Die Fabrik für grünen Wasserstoff der Firma Iberdola in der letzten Bauphase in Puertollano, Spanien (Symbolbild)

Die Fabrik für grünen Wasserstoff der Firma Iberdola in der letzten Bauphase in Puertollano, Spanien (Symbolbild)

Foto: Angel Garcia / Bloomberg / Getty Images
Globale Gesellschaft

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Angola soll Deutschlands erster Lieferant von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien werden. Der staatliche Energiekonzern Sonangol unterzeichnete am Mittwoch in Berlin zusammen mit den deutschen Firmen Gauff Engineering und Conjuncta eine Absichtserklärung für den Bau einer entsprechenden Fabrik in Angola. Er setze darauf, dass ab 2024 grüner Ammoniak exportiert werden könne, sagte der angolanische Minister für Mineralische Ressourcen, Erdöl und Gas, Diamantino Pedro de Azevedo. Grüner Ammoniak ist ein flüssiger Energieträger, mit dem man grünen Wasserstoff über weite Strecken transportieren kann.

Nach Angaben von Stefan Liebing, Geschäftsführer von Conjuncta und Vorsitzender des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, sollen zunächst 280.000 Tonnen grüner Ammoniak für den Export produziert werden. Das Projekt könne damit das erste dieser Art in Afrika und »vielleicht sogar das erste Projekt weltweit« werden, sagte Liebing.

Eine schnelle Produktion nach dem Bau der Fabrik im Hafen Barra do Dande sei möglich, weil sowohl Strom aus einem Wasserkraftwerk, Wasser und Infrastruktur wie Stromleitungen zur Verfügung stünden, betonte Stefan Tavares Bollow, Geschäftsführer von Gauff Engineering.

Die Bundesregierung sucht derzeit weltweit nach Partnern für den Import von grünem Wasserstoff, der fossile Energieträger wie Öl und Gas ersetzen soll. Zwischen Deutschland und Angola gibt es bereits eine Energiepartnerschaft.

Schnellen Lieferungen von Öl und Gas als Ersatz für fossile Brennstoffe aus Russland erteilte der zuständige Minister de Azevedo allerdings eine Absage: »Das braucht einige Zeit«, sagte er in einem Reuters-TV-Interview auf die Frage, ob Angola seine Kapazitäten rasch ausweiten könne, »die Ölproduktion ist nicht so elastisch.« Angola ist der zweitgrößte Ölproduzent Afrikas.

Blick auf eine schwimmende Ölplattform vor der Küste von Angola

Blick auf eine schwimmende Ölplattform vor der Küste von Angola

Foto: Stephen Eisenhammer / REUTERS

Je mehr europäische Firmen investierten, umso mehr könne man in Zukunft produzieren. Öl und Gas würden noch einige Jahre eine Rolle spielen im Energiemix. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sagte de Azevedo jedoch: »Wir sehen den Bedarf Europas.«

Man sei bereit, mehr zu liefern und habe gerade neue Erleichterungen und Investitionen für die Erschließung von Gasreserven beschlossen. »Ein Teil des Gases wird nach Europa gehen.«

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Ein ausführliches FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.

abe, rtr
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