Chefassistentin über Andrew Cuomo »Es war gewiss nicht einvernehmlich«

Gegen Andrew Cuomo (Archivbild) erheben elf Frauen Anschuldigungen: »Was er mir angetan hat, ist ein Verbrechen«
Foto: MIKE SEGAR / REUTERSDer New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo gerät wegen Belästigungsvorwürfen zahlreicher Frauen zunehmend in Bedrängnis. »Was er mir angetan hat, ist ein Verbrechen«, sagte Cuomos frühere Chefassistentin Brittany Commisso in einem am Montag ausgestrahlten TV-Interview. Der Gouverneur habe sie zweimal begrapscht. Wenige Stunden vor der Ausstrahlung des Interviews war Cuomos enge Mitarbeiterin Melissa DeRosa wegen der Vorwürfe gegen ihren Chef zurückgetreten.
»Der Gouverneur muss zur Rechenschaft gezogen werden«, sagte Commisso im Interview mit dem Sender CBS und der Zeitung »Times Union« . Der Politiker der Demokratischen Partei habe »das Gesetz gebrochen«.
»Es war nicht erwünscht«
Commisso beschrieb, wie Cuomo sie bei zwei Gelegenheiten in Arbeitssituationen begrapscht habe. »Er hat vielleicht gedacht, das sei normal«, sagte sie. »Aber für mich und die anderen Frauen, denen er das angetan hat, war das nicht normal. Es war nicht erwünscht, und es war gewiss nicht einvernehmlich.«
Neben Commisso erheben noch zehn weitere Frauen Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung gegen Cuomo. Neun der Frauen sind oder waren bei den Behörden des Bundesstaats New York beschäftigt. Commisso hat Strafanzeige gegen Cuomo erstattet.
Am Sonntag (Ortszeit) kehrte übereinstimmenden Medienberichten zufolge eine enge Vertraute Cuomo den Rücken. Die Cuomo-Beraterin Melissa DeRosa kündigte in einer schriftlichen Erklärung an, ihr Amt aufzugeben. Laut dem Untersuchungsbericht der Staatsanwaltschaft gehörte DeRosa bis zuletzt zu Cuomos zentralen Unterstützerinnen. Demnach gehörte sie zu einer Gruppe loyaler Mitarbeiter, die aktiv gegen eine Frau vorgingen, nachdem diese Vorwürfe gegen den Gouverneur geäußert hatte.
Im Zuge der Affäre trat am Montag auch Roberta Kaplan als Vorsitzende der Organisation Time's Up zurück, die im Zuge der #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung gegründet worden war. Die Kanzlei der Anwältin hatte Cuomo-Beraterin DeRosa vertreten und soll dem Gouverneur bei seiner Verteidigung gegen die Belästigungsvorwürfe geholfen haben.
Vor rund einer Woche war ein Untersuchungsbericht von Generalstaatsanwältin Letitia James zu dem Ergebnis gekommen, dass der Gouverneur ehemalige und jetzige Mitarbeiterinnen der Behörden des Bundesstaats sexuell belästigt habe. Außerdem habe der seit 2011 amtierende Gouverneur eine für Frauen »feindliche Arbeitsatmosphäre« und ein »Klima der Angst« geschaffen.
Der 63-jährige Gouverneur bestreitet die Vorwürfe. Rücktrittsforderungen auch von hochrangigen Parteifreunden wie US-Präsident Joe Biden wies Cuomo wiederholt zurück. »Ich habe niemals jemanden unangemessen berührt oder unangemessene sexuelle Avancen gemacht«, sagte er. Nun läuft ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn.