Konflikt im Südkaukasus Armenien fordert russische Truppen an der Grenze zu Aserbaidschan

Armenischer Soldat im umkämpften Grenzgebiet Bergkarabach (Archivbild): Erst am Mittwoch hatten beide Länder einer von Russland vermittelten Waffenruhe zugestimmt.
Foto: Sergei Grits / APIm Südkaukasus droht der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan neu aufzubrechen. Angesichts weiterer Zusammenstöße mit aserbaidschanischen Streitkräften fordert Armenien die Stationierung russischer Grenzsoldaten entlang seiner Grenze zu Aserbaidschan.
Es sei »sinnvoll«, Außenposten des russischen Grenzschutzes entlang der gesamten Grenze zu stationieren, sagte Regierungschef Nikol Paschinjan bei einer Kabinettssitzung. Auf diese Weise könnten die verfeindeten Nachbarstaaten »Demarkations- und Abgrenzungsarbeiten« vornehmen, ohne erneute militärische Auseinandersetzungen zu riskieren.
Am Mittwoch hatten beide Staaten nach Schusswechseln an ihrer Grenze einer von Russland vermittelten Waffenruhe zugestimmt. Zuvor waren drei armenische Soldaten getötet und vier verletzt worden, wie das Verteidigungsministerium des Landes mitteilte. Es erklärte, aserbaidschanische Truppen hätten armenische Stellungen angegriffen. Aserbaidschan meldete seinerseits zwei verletzte Soldaten und beschuldigte die andere Seite der Provokation.
Wenige Stunden nach Beginn der Waffenruhe werfen sich die verfeindeten Staaten nun gegenseitig den Bruch der Feuerpause vor. Aserbaidschanische Truppen hätten am frühen Donnerstag das Feuer auf armenische Stellungen in der Grenzprovinz Gegharkunik eröffnet, teilte das armenische Verteidigungsministerium mit. Die eigenen Truppen hätten das Feuer erwidern müssen. Die Lage habe sich aber beruhigt.
Rund 2000 russische Soldaten um die Region Bergkarabach stationiert
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium erklärte dagegen, armenische Einheiten hätten mit Maschinengewehren und Granatwerfern in Richtung eines Dorfes in der Region Kelbajar geschossen. Darauf hätten die eigenen Truppen reagiert.
Die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken kämpfen schon seit Langem um die Kaukasusregion Bergkarabach. Völkerrechtlich gehört das Gebiet zu Aserbaidschan, von dem es sich aber 1991 losgesagt hatte. Der Konflikt hatte im vergangenen Jahr zu einem Krieg geführt, der nach sechs Wochen mit einer ebenfalls von Russland vermittelten Waffenruhe endete.
Während der Kämpfe waren mehr als 6500 Menschen getötet worden. Gemäß der Waffenstillstandsvereinbarung musste Armenien große Gebiete an Aserbaidschan abtreten, die es jahrzehntelang kontrolliert hatte. Russland hat rund 2000 Soldaten in und um die Region Bergkarabach stationiert, um die Einhaltung des Waffenstillstandes zu überwachen. Moskau hat zudem seine Unterstützung bei der genauen Festlegung der Grenzlinie angeboten.