Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan Tote und Verletzte nach Zusammenstoß im Südkaukasus

Sicherheitskräfte der zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittenen Region Berg-Karabach (Archivbild)
Foto:Brendan Hoffman/ Getty Images
An der Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan droht eine neue Eskalation der Gewalt. Bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften beider Seiten, die am Sonntag begannen, gab es mehrere Tote und Verletzte. Das Verteidigungsministerium von Aserbaidschan sprach von vier getöteten und vier verletzten Soldaten. Armeniens Verteidigungsministerium berichtete von zwei verletzten Polizisten.
Beide Staaten beschuldigten sich gegenseitig, den Vorfall am nördlichen Teil der Grenze provoziert zu haben. Seit fast 30 Jahren streiten sie sich um die Region Berg-Karabach, die weiter südlich liegt. Dort kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, bei denen Soldaten der beiden Ex-Sowjetrepubliken verletzt werden oder sterben. Das christlich geprägte Armenien kann sich auf Russland als Schutzmacht berufen. Die islamisch geprägte Republik Aserbaidschan fordert die Rückgabe der ausschließlich von Karabach-Armeniern bewohnten Region.
Armenischer Regierungschef warnt vor "unvorhersehbaren Folgen"
Die jüngsten Auseinandersetzungen begannen am Wochenende. Nach Mitteilung des armenischen Verteidigungsministeriums ging der Beschuss beider Seiten auch am Montag weiter. Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan warnte vor "unvorhersehbaren Folgen", sollte sich die Lage wegen der neuerlichen Eskalation destabilisieren. Sein Außenminister Sohrab Mnatsakanjan besprach die Konfrontation in einem Telefonat mit der Führung der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS), einem von Russland geführten Militärbündnis.
In Aserbaidschan beriet der Sicherheitsrat über die Situation. Präsident Ilham Aliyev sagte, sein Land werde die Grenze weiter schützen. Er hatte vor ein paar Tagen kritisiert, die Gespräche zur Beilegung des Konflikts über Berg-Karabach seien festgefahren. In diesem Zusammenhang schloss Aliyev einen neuen militärischen Konflikt mit Armenien nicht aus.
Zuletzt war es in dem seit Jahrzehnten andauernden Streit weitgehend ruhig geblieben. Nun wächst die Sorge, dass sich der Konflikt erneut zuspitzen könnte. In den Neunzigerjahren hatte es in der Region einen Krieg gegeben.
Russland rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Eine weitere Eskalation könne die Sicherheitslage der Region bedrohen, teilte das Außenministerium mit. Das wäre nicht zu akzeptieren. Russland sei bereit, Hilfe zur Stabilisierung der Situation zu leisten.
Die Türkei verurteilte den "Angriff der armenischen Streitkräfte". Dieser sei eine "weitere Manifestation des aggressiven Nationalismus Armeniens", hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums in Ankara. "Die Türkei wird Aserbaidschan weiter mit all ihren Möglichkeiten im Kampf um den Schutz seiner territorialen Integrität zur Seite stehen."