Konflikt im Kaukasus Armenien und Aserbaidschan werfen sich Verstöße gegen Feuerpause vor

Aserbaidschanischer Soldat an einem Militärstützpunkt
Foto: Valery Sharifulin / ITAR-TASS / IMAGODie Lage zwischen Armenien und Aserbaidschan bleibt weiter angespannt. Einen Tag nach den schweren Kämpfen haben sich die Kaukasusrepubliken gegenseitig Verstöße gegen die vereinbarte Feuerpause vorgeworfen. »Der Feind hat seinen Angriff unter Einsatz von Artillerie, Mörsern und großkalibrigen Schusswaffen« gegen Dschermuk wieder aufgenommen, teilte das armenische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium beschuldigte seinerseits Armenien, aserbaidschanische Stellungen in der Nähe von Kelbadschar und Latschin beschossen zu haben.
Am Dienstag waren die schwersten Kämpfe seit dem Krieg zwischen den beiden Kaukasusrepubliken vor zwei Jahren aufgeflammt. Mindestens hundert Soldaten wurden insgesamt auf beiden Seiten getötet. Russland vermittelte laut eigenen Angaben eine Feuerpause zwischen den Nachbarstaaten, gegen die nun aber offenbar verstoßen wurde.
Nach einem ersten Krieg in den 1990er-Jahren hatten sich Armenien und Aserbaidschan im Herbst 2020 erneut einen Krieg um die umstrittene Region Bergkarabach geliefert. Die sechswöchigen Gefechte mit mehr als 6500 Toten wurden durch ein von Russland vermitteltes Waffenstillstandsabkommen beendet. Dabei musste Armenien große Gebiete aufgeben. Anfang August dieses Jahres war die Gewalt erneut aufgeflammt. Bei dem aktuellen Gewaltausbruch geht es jedoch nicht um die umkämpfte Region Bergkarabach. Erwian hatte zu Beginn der Woche Angriffe aus Aserbaidschan auf das armenische Kerngebiet gemeldet.
Gewaltausbruch ruft international Sorge hervor
Die EU forderte Eriwan und Baku zu Verhandlungen auf. EU-Ratschef Charles Michel hat angesichts der schweren Kämpfe zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts aufgerufen. Ähnliche Töne schlägt auch Washington an. US-Außenminister Antony Blinken hat angesichts der militärischen Eskalation zwischen Armenien und Aserbaidschan zu einem Ende der Kämpfe aufgerufen. Blinken habe den aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev in einem Gespräch aufgefordert, »die Feindseligkeiten einzustellen«, teilte das US-Außenministerium am Dienstag mit.
Neben der OSZE bot sich zudem der im Süden an Armenien und Aserbaidschan grenzende Iran als Vermittler in dem Konflikt an. Armenien hatte zudem Russland um Hilfe gebeten. Russland gilt traditionell als Schutzmacht der Kaukasusrepublik. Aus dem Kreml hieß es allerdings, Moskau zähle auf eine diplomatische Lösung der Krise. Die russische Führung hat derzeit kein Interesse, sich an einem – aus Moskauer Sicht – Nebenkriegsschauplatz militärisch zu engagieren.