Konflikt im Kaukasus Armenien verkündet Waffenruhe mit Aserbaidschan

Seit Mittwochabend schweigen die Waffen offenbar: Armenien und Aserbaidschan haben sich auf eine Feuerpause verständigt. Zuvor wurden bei den Kämpfen bisher mehr als 150 Todesopfer auf beiden Seiten gemeldet.
Einheiten der aserbaidschanischen Armee (Standbild aus YouTube-Clip) an der Grenze zu Armenien

Einheiten der aserbaidschanischen Armee (Standbild aus YouTube-Clip) an der Grenze zu Armenien

Foto: Armenian Defense Ministry / AP

Nach zwei Tagen schwerer Kämpfe zwischen Aserbaidschan und Armenien im Südkausus ist armenischen Angaben zufolge eine Waffenruhe vereinbart worden. Die Feuerpause gelte seit 20 Uhr Ortszeit (18 Uhr MESZ), sagte der Sekretär des armenischen Sicherheitsrates, Armen Grigorjan, im Fernsehen in Eriwan. »Unter Teilnahme der internationalen Gemeinschaft ist eine Vereinbarung über eine Waffenruhe erzielt worden«, sagte er.

Eine Bestätigung aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku gab es zunächst nicht. Das armenische Verteidigungsministerium teilte abends mit, dass der Beschuss abgeflaut sei.

In den Kämpfen seit der Nacht zu Dienstag wurden nach Angaben von Ministerpräsident Nikol Paschinjan mehr als 100 Armenier getötet. 50 Quadratkilometer armenisches Gebiet seien in der Hand des Gegners, sagte er im Parlament. Die aserbaidschanische Seite sprach von 54 Toten in ihren Streitkräften.

Trotz der offenbar erzielten Waffenruhe geriet die armenische Führung wegen der aserbaidschanischen Angriffe unter Druck . In der Hauptstadt Eriwan verlangten Tausende Demonstranten am Mittwochabend den Rücktritt Paschinjans. Sie warfen ihm Nachgiebigkeit gegenüber Baku vor.

Nach einem ersten Krieg in den Neunzigerjahren hatten sich Armenien und Aserbaidschan im Herbst 2020 erneut einen Krieg um die umstrittene Region Bergkarabach geliefert. Die sechswöchigen Gefechte mit mehr als 6500 Toten wurden durch ein von Russland vermitteltes Waffenstillstandsabkommen beendet. Dabei musste Armenien große Gebiete aufgeben.

Erkundungsmission soll am Donnerstag eintreffen

Anfang August dieses Jahres war die Gewalt erneut aufgeflammt. Bei dem aktuellen Gewaltausbruch geht es jedoch nicht um die umkämpfte Region Bergkarabach. Erwian hatte zu Beginn der Woche Angriffe aus Aserbaidschan auf das armenische Kerngebiet gemeldet.

Armenien hat wegen des Angriffs um Beistand des von Russland geführten Verteidigungsbündnisses OVKS gebeten. Allerdings ist Moskau derzeit stark mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine beschäftigt. Das Bündnis ehemaliger Sowjetrepubliken beschloss am Dienstag lediglich, eine Erkundungsmission in das Konfliktgebiet zu entsenden. Sie soll am Donnerstag eintreffen.

jok/dpa
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